Nachhaltiger Weihnachtsbaum: die besten Bio-Alternativen

Knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume werden laut Auskunft des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie jedes Jahr allein in Deutschland gekauft – meist landen die immergrünen Bäume nur wenige Tage nach dem Fest auf dem Müll. Das ist alles andere als nachhaltig. Zudem stammt der Großteil der Weihnachtstannen aus Monokulturen, in denen der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger üblich ist. Damit die liebgewonnene Weihnachtstradition für Mensch und Umwelt verträglich bleibt, sollte man auf einige Kriterien achten – beispielsweise auf eine regionale Herkunft und Baumart sowie auf eine Öko-Zertifizierung. Wir haben Alternativen zum klassischen Christbaum zusammengestellt, damit zum diesjährigen Fest ein nachhaltiger Weihnachtsbaum bei Ihnen einziehen kann.

Woher stammen unsere Weihnachtsbäume?

Rund 90 Prozent der Tannen, die bei uns am Weihnachtsfest im Wohnzimmer stehen, werden in Deutschland angepflanzt. Sie wachsen vorwiegend in den Regionen Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die restlichen zehn Prozent stammen vor allem aus Dänemark.

Was vielen nicht bewusst ist: Unser beliebtester Christbaum, die Nordmanntanne, ist in Deutschland nicht heimisch. Er wächst im westlichen Kaukasus, in Georgien, Russland, der nordöstlichen Türkei und in Aserbaidschan. Jedes Jahr im Herbst werden dort die Zapfen in schwindelnden Höhen von Hand gepflückt, ausgesiebt und gewaschen. Anschließend landen sie in Säcken verpackt in unseren Baumschulen, wo sie zwei Jahre lang herangezogen werden. Dann kommen sie ins Vorschulbeet und nach weiteren zwei Jahren ins Weihnachtsbaumquartier. Was schön klingt, sind meist Monokulturen, in denen die Bäume in Reih und Glied unter Einsatz von viel Dünge- und Pflanzenschutzmitteln hochgepäppelt werden. Bis der Baum die Verkaufsgröße erreicht hat, vergehen acht bis 12 Jahre. Nur wenige – vermutlich weniger als ein Prozent dieser Weihnachtsbäume – wachsen unter kontrolliert ökologischen Bedingungen heran. Dabei ist der Einsatz von Pestiziden, Mineraldünger und Wachstumsregulatoren tabu.

Monokultur und Pestizide werden zum Problem

So reich der beliebte Tannenbaum zur Weihnachtszeit unsere Wohnungen schmückt, so arm macht er häufig die Böden. Denn der starke Einsatz von Düngemitteln, Insektiziden und Pestiziden verringert die Bodenfruchtbarkeit. „Plantagenbäume werden in der Regel kräftig gespritzt und gedüngt, mit Insektiziden gegen Rüsselkäfer und Läuse, Herbiziden gegen konkurrierendes Gewächs und Mineraldünger für einen gleichmäßigen Wuchs und für eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln“, heißt es beim Naturschutzbund NABU. Auch die Grundwasserqualität wird dadurch negativ beeinflusst.

Im letzten Jahr hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Christbäume von unabhängigen Testern untersuchen lassen. Diese stießen dabei auf neun verschiedene Wirkstoffe – sieben davon zählen zu den gefährlichsten, die derzeit in der EU eingesetzt werden. Am häufigsten wurde in den Nadeln das Insektizid „lambda-Cyhalothrin“ festgestellt. Es schädigt unter anderem das Hormonsystem und Nervenzellen, ist giftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich in Organismen an. Zwei Drittel der getesteten Weihnachtsbäume waren mit dem Pestizid-Cocktail belastet. Mit einem solchen Baum holt man sich eine Giftmischung ins Haus, bei der „die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit nahezu unbekannt ist“, so Experten vom BUND

Ein Tannenbaum wird mit Baumschmuck dekoriert.
Mit Pestiziden behandelte Tannenbäume sollten Sie sich nicht in Ihr Wohnzimmer holen.

Regionalität, Bio-Anbau und Öko-Siegel: So kommen Sie zum nachhaltigen Weihnachtsbaum

Der Bund Naturschutz (BN) rät daher zum Kauf heimischer Christbäume wie Fichte, Tanne oder Kiefer als gute Alternativen zur hochgezogenen Nordmanntanne. Auch sollte man beim regionalen Forstamt oder beim Förster nachfragen, ob es heimische Bäume von sogenannten Sonderflächen gibt. Diese wachsen beispielsweise unter Strom- oder auf Leitungstrassen. Diese Flächen sind Teil der regionalen Forstbetriebe. Hier wird keine Monokultur unter Einsatz von Spritz- oder Düngemitteln betrieben. Auch der kurze Transportweg wirkt sich positiv auf die Ökobilanz der Bäume aus.

Noch mehr Nachhaltigkeit garantieren ökologisch produzierte Bäume mit den Gütesiegeln des FSC oder der Öko-Anbauverbände. FSC steht für „Forest Stewardship Council“ – ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft. Es stellt die ökologische und sozial faire Bewirtschaftung der Wälder in Deutschland durch unabhängige Kontrollen sicher. Nachhaltige Weihnachtsbäume mit FSC-Siegel werden nicht gespritzt und verzichten auf Entwässerungsmaßnahmen und Kahlschläge. Ihre Anbauflächen dürfen nicht den natürlichen Wald verdrängen und ihre Flächenausdehnung ist begrenzt.

Auch Bio-Siegel wie Naturland, Bioland, Demeter oder Biokreis garantieren, dass auf die Anwendung von Mineraldüngern sowie chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Unkrautvernichtungsmitteln verzichtet wird. Die Unkrautbekämpfung erfolgt hier entweder mechanisch mit der Sense oder durch Schafbeweidung. Beliebte Unkrautzupfer sind vor allem die Tiere der Rasse Shropshire. Sie fressen das Gras rund um die Bäume sauber ab, ohne die Tannentriebe anzuknabbern. Ganz nebenbei düngen sie mit ihren Ausscheidungen auch noch den Boden. Der Verzicht auf Herbizide und Pestizide schützt nützliche Insekten wie Honigbienen und Schmetterlinge.

Nachhaltige Weihnachtsbäume werden auf einem Marktplatz verkauft.
Bio-Siegel geben Aufschluss über Herkunft und Aufzucht der Tannen.

Eine Liste mit Anbietern von Öko-Weihnachtsbäumen gibt es auf der Seite des Umweltverbands Robin Wood oder bei der Initiative Bioweihnachtsbaum.

Bio-Christbäume direkt aus dem Wald – ein weihnachtliches Familienerlebnis

So richtig in Weihnachtsstimmung kommt man, wenn man mit der ganzen Familie im verschneiten Wald spazieren geht und sich seinen Baum gemeinsam aussucht. Viele Bio-Forstbetriebe verkaufen nachhaltige Weihnachtsbäume direkt vor Ort im Wald. Oft gibt es auch Aktionen, bei denen man den Baum selbst absägen kann: ein Naturerlebnis für Eltern und Kinder. Nicht vergessen: Nehmen Sie Handschuhe mit, um sich vor Nadeln und Harz zu schützen. Auch ein Zollstock ist hilfreich, denn meist wirkt der Baum in der Reihe vieler Bäume kleiner, als er in Wirklichkeit ist, und passt dann womöglich nicht ins Auto oder auf den Radanhänger. Eine Adresse in Ihrer Nähe finden Sie am besten im Internet über eine Suchmaschine wie „Ecosia“ mit den Suchworten „Bio-Tannenbaum selber schlagen + Ihren Wohnort“ oder in der Tageszeitung.

Der Weihnachtsbaum im Topf

Erfreulich ist, dass sich das Kaufverhalten ändert. Laut Bund Naturschutz fragen immer mehr Menschen zur Weihnachtszeit einen Baum aus regionalem Öko-Anbau nach. Auch ein Baum mit Ballen, der im Anschluss wieder eingepflanzt werden kann oder eine Tanne zum Mieten werden immer beliebter. In Ländern wie den USA, Großbritannien oder der Schweiz ist der Leih-Weihnachtsbaum schon länger üblich. Doch wie nachhaltig sind diese Varianten?

Die Idee ist an für sich gut! Die Frage ist allerdings, wie umweltfreundlich die Umsetzung wirklich ist. Sind die Miet-Weihnachtsbäume FSC- oder biozertifiziert? Oder stammen sie womöglich auch nur aus Pestizid-verseuchten Monokulturen? Sind es heimische Baumarten? Eine Nordmanntanne beispielsweise ist nicht besonders gut für die Topfhaltung geeignet, da sie eine tiefe Pfahlwurzel ausbildet. Fichten hingegen fühlen sich mit ihren flachen Wurzeln in einem Topf oder Kübel wohl. Zudem sollte man besser zu Nadelbäumen greifen, die von Beginn an im Topf gezogen wurden. Denn bei Bäumen, die im Freiland gezüchtet wurden, können beim Eintopfen die empfindlichen Wurzeln beschädigt werden. Das kann dazu führen, dass sie nach dem Umpflanzen nicht lange überleben.

Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Die richtige Pflege der „Tanne“ ist entscheidend

Die Auspflanzung nach dem Fest sollte gut überlegt sein. Denn die klimatische Veränderung – aus dem Wald ins beheizte Wohnzimmer – setzt den Bäumen häufig zu. Daher sollte der Christbaum nicht zu nah an der Heizung stehen, doch möglichst viel Licht abbekommen. In der Wärme wachen die meisten Tannen aus ihrer Winterruhe aus und beginnen auszuschlagen. Setzt man den Baum nach den Festtagen gleich aus, geht er meist schnell ein. Um das zu verhindern, sollte man den Christbaum nach Weihnachten so lange an einem kühlen Ort (Garage, Treppenhaus, etc.) aufbewahren, bis der Frost vorüber ist – und ihn erst dann in den Garten pflanzen. Bis es soweit ist, das Gießen nicht vergessen: Am besten alle zwei Tage mit lauwarmem Wasser feucht halten, dabei aber Staunässe verhindern.

Ein Christbaum zum Leihen als nachhaltiger Weihnachtsbaum

Wer keinen Garten hat, kann sich auch einen Bio-Christbaum im Topf leihen. Unter den Stichworten „Bio-Weihnachtsbaum leihen + Wohnort“ findet man im Internet sicher passende Angebote in der Nähe. Ihr nachhaltiger Weihnachtsbaum wird nach den Feiertagen wieder an ihren Verleiher zurückgegeben. Dort werden sie je nach Zustand im Topf weitergepflegt oder zusammen mit anderen Weihnachtsbäumen eingegraben, um in den kommenden Jahren wieder zum Einsatz zu kommen.

Mehrere nachhaltige Weihnachtsbäumen stehen mitsamt ihrer gesunden Wurzeln zum Verkauf.
Die Weihnachtsbäume werden samt Wurzelballen verliehen und können im Frühjahr wieder eingepflanzt werden.

Ist eine Plastiktanne als nachhaltiger Weihnachtsbaum die Lösung?

Ganz klare Antwort: Die Weihnachtstradition als Kunststoffvariante ist keine Alternative, denn sie wirft viele neue Fragen und Probleme auf: Woher stammt der Plastikbaum? Meist aus Fernost, wo er unter fragwürdigen und sozial meist unfairen Produktionsbedingungen hergestellt wird. Zudem gelangt er in Containerschiffen zu uns, was zu einer negativen CO2-Bilanz führt.

Aus welchem Material besteht die Kunststofftanne? Recyclingkunstoffe kommen hier nur selten zum Einsatz. In der Regel bestehen die künstlichen Tannen aus Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyethylen (PE) – meist in Verbindung mit Metallen, was wiederum das Recycling erschwert. Und nicht zuletzt: Auch wenn ein Plastikbaum länger hält, irgendwann landet auch er auf dem Müll. Dort setzt er beim Verrotten unter anderem Methan frei, das 25-mal klimaschädlicher ist als CO2. Der britische Carbon Trust (eine Initiative zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen) schätzt, dass ein zwei Meter großer natürlicher Nadelbaum beim Verbrennen (z.B. in Biomassekraftwerken) rund 3,5 Kilogramm schädliche Klimagase freisetzt. Eine Plastik-Tanne hingegen sorgt für satte 40 Kilogramm schädlicher Klimagase – zwei Drittel entstehen allein durch die Plastikherstellung und -verarbeitung

Eine schöne Alternative: Tannenzweige statt ganzem Baum

Wem auch ein nachhaltiger Weihnachtsbaum aus zertifiziertem Anbau nicht mehr zeitgemäß erscheint, der muss trotzdem nicht gänzlich auf Tannenduft im Haus verzichten. Eine schöne Möglichkeit besonders für kleine Räume und Wohnungen sind Zweige von Kiefern, Tannen, Fichten oder anderen Nadelbäumen. Diese fallen etwa beim Zurückschneiden der Äste im eigenen Garten oder im Nachbarsgarten an und würden als Abfall auf dem Kompost landen. Wer keinen Garten besitzt, kann bei Forstbetrieben und Gärtnereien in der Umgebung oder öffentlichen Parkanlagen nachfragen, ob beim Auslichten Zweige übriggeblieben sind. In einer großen Vase lassen sich die Äste ganz einfach zu einem festlichen Weihnachtsstrauß arrangieren. Und mit dem passenden Baumschmuck aus natürlichen Materialien wie Stroh, Holz, Zapfen, selbst gebackenen Plätzchen, Nüssen, Äpfel oder leuchtend roten Hagebutten dekoriert, werden die Zweige zur echten Konkurrenz zum klassischen Weihnachtsbaum.

Alternativ können Sie mit dem DIY im Waschbär-Magazin einen Weihnachtsbaum aus Ästen basteln. Schmücken können Sie diesen zum Beispiel mit selbst gebastelten Strohsternen und süßen Rentieren aus Karton.

Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Fazit

Die umweltfreundlichste Lösung ist sicherlich, auf den Weihnachtsbaum ganz zu verzichten. Zumindest auf die konventionelle Nordmanntanne. Die umweltverträglichste Lösung wäre, einen Baum durch Zweige, die beim Baumschnitt anfallen (z.B. beim Strauch- oder Obstbaumschnitt) zu ersetzen oder eine Baum-Alternative aus nachhaltigen Materialien wie Holzresten, Zweigen und Ästen oder recycelbarer Pappe zu basteln und mit Naturmaterialien zu dekorieren. Wer am Fest nicht auf einen traditionellen Christbaum verzichten möchte, sollte auf jeden Fall einen zertifizierten (Miet-)Weihnachtsbaum aus heimischer Fichte, Kiefer oder Tanne vorziehen.

 

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