Materialkunde Bimsstein – vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Bimsstein, auch Bims oder Naturbims genannt, ist ein Naturprodukt mit einzigartigen Eigenschaften und besonderer Struktur. Diese macht sich im industriellen Bereich vor allem das Baugewerbe zunutze. Doch auch im Haushalt, bei der Körperpflege und im Garten erweist sich der Bimsstein als praktischer Helfer. Im Folgenden erfahren Sie, was ihn so besonders macht, wie er im Haushalt unterstützen kann und was beim Umgang mit Naturbims zu beachten ist.
Inhalt
Material Bims: Wie entsteht ein Bimsstein?
Bimsstein ist ein leichtes, extrem poröses, feinkörniges Gestein vulkanischen Ursprungs. Er besteht zu 85 Prozent aus Lufteinschlüssen und nur zu 15 Prozent aus festem Gestein. Die Porenbildung ist auf chemische Prozesse zurückzuführen, die beim Erkalten des heißen, flüssigen Magmas nach dem Vulkanausbruch entstehen. Erkaltet das Magma, entweichen die chemischen Gase. Zurück bleibt der schaumig-glasige Stein. Seine Oberfläche fühlt sich rau und scharfkantig an. Je nach Fundort und physikalischen Einflüssen variiert seine Farbe. Meist ist er weiß, grau oder schwarz, seltener rötlich, gelblich oder braun. Jedes Stück ist ein Unikat.
Wo wird Bims abgebaut?
Bimsstein kommt weltweit in allen Regionen vor, in denen es in der Vergangenheit Vulkanismus gab oder heute noch gibt. Als Fundorte mit größeren Vorkommen geben Fachleute Island, die Auvergne (Frankreich), die Liparischen Inseln (Italien), Australien, die Insel Kos (Griechenland) und die Türkei an. In Deutschland wird Bimsstein in der östlichen Vulkaneifel am Laacher See sowie im Neuwieder Becken abgebaut.
Ein gewaltiger Vulkanausbruch im Laacher See schleuderte vor mehr als 13.077 Jahren riesige Mengen Bimsstein an die Oberfläche. Seitdem liegt über dem Rheintal zwischen Neuwied und Koblenz eine circa sieben Meter starke Bimssteinschicht.
Heute findet Bims vorwiegend als Rohstoff für das Baugewerbe Anwendung. Im Bimsmuseum im Vulkanpark in der Osteifel können sich Besucher und Besucherinnen über die Geschichte des Bimsabbaus und die Bimsproduktion informieren.
Wie nachhaltig ist Bimsstein?
Wie nachhaltig die Herstellung von Bimsstein ist, hängt unter anderem vom Herkunftsort ab. Die Verarbeitungsbetriebe für Bims befinden sich in Deutschland nahe den Abbaugebieten. Wegen der kurzen Transportwege und weil keine aufwändigen Aufbereitungsprozesse erforderlich sind, sprechen Fachleute von einer guten Ökobilanz des Bimssteins. Der Abbau von Lava, Bims und Basalt in der Vulkaneifel ist jedoch nicht unumstritten.
Positiv zu erwähnen ist, dass Bimsstein ein Naturprodukt ist. Seine reinigenden und hautpflegenden Effekte entfalten sich ohne Zusatz chemischer Hilfsmittel. Naturbelassener Bimsstein ist meist verpackungsfrei erhältlich.
Wo entsorgt man Bimssteine?
Bimsstein ist nicht recycelbar, gilt aber als ökologisch unbedenklich. Bei Entsorgungsunternehmen ist Bims in der Kategorie „nicht recycelbarer Bauschutt“ gelistet. Kleine Mengen können Sie problemlos auf dem Wertstoffhof abgeben – meist kostenfrei. Größere Mengen müssen Sie in einem Container sammeln und zuvor von anderen, eventuell nicht schadstofffreien Materialien trennen. Informationen zu den Konditionen erteilen die Wertstoffhöfe in der jeweiligen Region.
Anwendungsmöglichkeiten für Bimsstein
Bereits in der Antike erkannten die Griechen und die Römer die Vorteile des Bimssteins und setzten ihn vielfältig ein: als Baumaterial, als Reinigungsmittel, zum Schleifen, in der Hautpflege und in der Medizin. Nach unterirdischen Vulkanausbrüchen schwemmte das Meer den Bims immer wieder an die Küsten. Weil Bims eine deutlich kleinere Dichte hat als Wasser, schwimmt er auf der Wasseroberfläche.
Wie verwendet man Bimssteine?
- Bimsstein galt viele Jahre als idealer Baustoff. Er zeichnet sich unter anderem durch eine gute Wärmedämmung, eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und eine hohe Lebensdauer aus. Deshalb wird Bimsstein gern für die Herstellung von hochwertigem Zement und Leichtbetonsteinen eingesetzt.
- Fein zermahlen ist er in vielen Scheuer- und Schleifmitteln zu finden.
- Auch Produkte aus dem kosmetischen Bereich enthalten Bimsstein. Auf Mikroplastik oder andere künstliche Mittel lässt sich hier also verzichten.
- In der Fußpflege gilt er als Klassiker für die Hornhautentfernung.
- Die Zahntechnik setzt ihn in Pulverform zum Vorpolieren von Voll- und Teilprothesen ein.
- Selbst der berühmte Stonewashed-Effekt bei Jeans geht auf den Bimsstein zurück.
Wie lange kann man Bimssteine benutzen?
Bimsstein nutzt sich so gut wie nicht ab. Bei gründlicher Reinigung hält er fast ewig. Sollte er mit der Zeit doch zu klein und unhandlich oder die Oberfläche zu glatt geworden sein, ist eine Neuanschaffung empfehlenswert.
Wie reinigt man Bimsstein?
Mit einer Hand- oder Zahnbürste, Wasser und etwas Spülmittel werden die Poren so lange bearbeitet, bis die Verunreinigungen aus den Poren verschwunden sind. Danach gründlich ausspülen und außerhalb des Spritzwasserbereichs trocknen lassen. Vor der nächsten Benutzung sollte der Bimsstein ganz trocken sein. Alternativ lassen sich Schmutzstellen mit Sandpapier abschleifen. Um den Bims zu desinfizieren, legen Sie ihn für circa fünf Minuten in kochendes Wasser.
Bimsstein in der Körperpflege: Fußpflege und Peeling
Lavasteine wie der Bimsstein werden in der Fußpflege schon seit Jahrhunderten genutzt. Es gibt kein einfacheres, kostengünstigeres Mittel für eine effektvolle Pediküre. Bimsstein für die Fußpflege reinigt die Füße gründlich, schonend und mit sanftem Peeling. Hornhaut, Schwielen und lose Hautpartikel verschwinden. Die Haut wird glatt, zart und angenehm weich – die perfekte Vorbereitung für die Sommersaison.
Hornhaut entfernen mit Bimsstein – Schritt für Schritt
Schritt 1: die Füße circa fünf Minuten in lauwarmem Wasser einweichen.
Schritt 2: mit dem Bimsstein in kreisenden Bewegungen sanft über die Ferse und den Fußballen reiben. Schonendes Vorgehen ist zu empfehlen.
Schritt 3: die Füße mit einem verwöhnenden Pflegeprodukt gründlich eincremen.
Neben dem Naturbims gibt es auch künstlich hergestellten Bimsstein. Zwar besteht dieser meist aus natürlichen Materialien, doch es macht einen Unterschied. Bei natürlichem Bims sind die Poren unterschiedlich groß und unregelmäßig verteilt. Der Vorteil: ein hoher Abriebeffekt. Nachteil: Die Poren können leichter verstopfen. Der Abrieb ist eventuell nicht ganz gleichmäßig. Künstliche Bimssteine haben feinere, gleichmäßigere Poren. Das minimiert die Verletzungsgefahr, der Abriebeffekt ist jedoch geringer.
Als besonders schonende Alternative zum Bimsstein bieten sich pflegende Produkte mit mineralischem Bimssteinpulver wie beispielsweise Peelingseife an.
Bimsstein im Garten – Drainage und Auflockern
Naturbims ist der leichteste porosierte Grundstoff im Gartenbau. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet er sich gut als Substrat. Mit seiner hohen Wasserspeicherfähigkeit, Durchwurzelbarkeit und Durchlüftung des Bodens verbessert Naturbims die Bodenqualität. Grundsätzlich ist er zur Auflockerung aller tonig-lehmigen Böden geeignet. Mit seinem geringen Gewicht ist Bims besonders für Balkonkästen zu empfehlen.
Außerdem kommt Bims bei der Herstellung von Kakteenerde, für Palmen- und Zitruspflanzenerde sowie in Steingärten zum Einsatz. Je nach Korngröße eignet er sich für bestimmte Zwecke: kleinere Korngrößen (0–8 mm) für die Verbesserung der Bodenqualität, größere (8–32 mm) als Drainagesubstrat für Hochbeete oder Hydrokulturen sowie als Substrat für größere Kakteen. Bimssand hat die feinste Körnung (0–2 mm) und soll eine optimale Bodenverbesserung erzielen.
Waschbär-Tipp: Nach der Gartenarbeit lassen sich Schmutz und lose Hautpartikel an den Händen mit Gärtnerseife mühelos entfernen. Bimssteinpartikel, Zitrone und Melisse reinigen gründlich, schonend und peelend.
Bimsstein im Haushalt – Putzen mit Bimsstein
Dank seiner Scheuerkraft kann der Bimsstein im Haushalt chemische Putzmittel ersetzen – vor allem bei der Badreinigung. Er ist frei von Chlor und Chemikalien, daher besonders umweltfreundlich und zudem noch deutlich preiswerter. Festsitzender Schmutz wie Kalk- oder Urinablagerungen im Toilettenbecken lässt sich ganz einfach entfernen. Für diesen Zweck gibt es spezielle Toilettenreiniger, bei denen der Bimsstein an einem Stiel befestigt ist – ähnlich wie bei einer Toilettenbürste.
Die Handhabung des Toilettenreinigers ist denkbar einfach: Den Bimsstein mit etwas Wasser befeuchten und mit kreisenden Bewegungen sowie leichtem Druck die betroffenen Stellen abreiben. Um etwaigen Kratzern vorzubeugen, können Sie das Prozedere an einer unauffälligen Stelle testen. Gummihandschuhe schützen vor Verletzungen. Sollte das nicht genügen, geben Sie etwas Essigwasser auf den Stein. Oder Sie beträufeln die verschmutze Stelle mit Essig und lassen ihn über Nacht einwirken.
Klebstoff an den Händen oder Farbkleckse auf Bekleidung lassen sich mit dem Bimsstein ebenfalls ohne chemische Hilfsmittel entfernen. Auch Fettflecken können sich lösen.
Achtung: Für empfindliche Oberflächen wie beispielsweise Edelstahl oder Acryl ist Bimsstein nicht geeignet!