Bio-Seidenprojekt in China: Mit Bäumen und Kompost für den Klimaschutz

Im Kreis Ylong in der chinesischen Provinz Sichuan züchten rund 160 Kleinbauern Maulbeerspinnerraupen, aus deren Kokons Bio-Seide gewonnen wird. Die Raupen ernähren sich von den Blättern von Maulbeerbäumen. Durch das Engagement von Waschbär werden die Maulbeerbäume ohne Pestizide und chemisch-synthetische Düngemittel biologisch angebaut. Drei Jahre lang hat Waschbär die Landwirte der Region mit Beratung und Fortbildungen gefördert und die Fortschritte in einem Studienbericht ausgewertet. Ein Schwerpunkt der Projektarbeit war das Thema Boden. Der sollte mit gezielter Kompostierung verbessert werden, damit mehr CO₂ im Boden gebunden wird.

Waschbär führt Seidenprojekt mit Vorbildcharakter durch

Naturtextilien aus Bio-Seide hat Waschbär schon über zehn Jahre im Sortiment. Seit 2015 sind wir auch an einem eigenen Anbauprojekt für Bio-Seide beteiligt und halten 31,25 Prozent an dem chinesischen Unternehmen Sichuan OTEX Textiles Co, Ltd (OTEX). Um das Seidenprojekt weiterzuentwickeln, hatten wir einen Förderantrag bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) eingereicht. Unser Ziel war es, einerseits die Arbeitsbedingungen vor Ort zu verbessern und so die Landflucht der Bevölkerung zu stoppen; zum anderen wollten wir der überwiegend konventionellen Landwirtschaft in der Region ein ökologisches Modellprojekt mit Vorbildcharakter entgegensetzen. Für dieses Engagement bewilligte die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) 2018 Fördergelder in Höhe von 412.000 Euro, welche Waschbär durch eigene Investitionen ergänzt hat. Das Modellprojekt wurde 2021 erfolgreich abgeschlossen.

Zwei Frauen sitzen in der Erde auf dem Feld und lachen in die Kamera.
Den Menschen vor Ort konnte viel Wissen zur ökologischen Landwirtschaft vermittelt werden.

Bäume und Boden binden CO₂

Um die Klimaerwärmung zu verringern, gibt es in der Landwirtschaft zwei effektive Stellschrauben: zum einen durch das Pflanzen von Bäumen, die bei der Photosynthese CO₂ in Sauerstoff und Kohlenstoff umwandeln; zum anderen durch eine ökologischere Bewirtschaftung des Bodens, dessen oberste Humusschicht viel CO₂ binden kann. Das Projekt für Bio-Seide von Waschbär in China nutzt beide Möglichkeiten. Während des Projektzeitraumes sind mehr als 600.000 Maulbeerbäume gepflanzt worden. Zudem lernten die Bauern, wie sich die Bodenfruchtbarkeit durch optimale Kompostierung verbessern lässt.

Gemüse zwischen Maulbeerbäumen

Das Anbauprojekt hat einen ganzheitlichen Ansatz, es geht also keineswegs nur um die Bio-Seide. Zwischen den Maulbeerbäumen pflanzen die Bauern biologisches Gemüse an. So wird der Boden nicht ausgewaschen und die Bauern erzielen mit der Ernte ein zusätzliches Einkommen. Da die Bio-Landwirtschaft auf synthetische Dünger verzichtet, müssen auf andere Weise Nährstoffe in den Boden und damit zu den Pflanzen kommen. Deshalb war ein Schwerpunkt des Projektes die Kompostierung.

Zwischen jungen Maulbeerbäumen wachsen andere Pflanzen und Gemüsesorten.
Diversität statt Monokultur: auf den Feldern der Anlage wachsen nicht nur Maulbeerbäume.

Die Agrar-Ingenieurin Inka Sachse hat die Bauern in China während der Projektphase beraten, wie die natürliche Kompostierung klimafreundlich gelingt. Dies lernten die Landwirte durch Schulungen und eigens für China erstellte Lehrvideos. Diese Erklärfilme waren der besondere Wunsch der Dorfbewohner bei einem der ersten Treffen der Projektpartner in China. „Da sitzen dann 50 Leute in einem Ort zusammen und schauen sich diese Videos an“, erzählt Inka Sachse. „Die Bäuerinnen und Bauern sind motiviert, sobald sie sehen, dass die biologischen Methoden ihnen Vorteile bringen.“

Bio-Kost für Seidenspinnerraupen

Die Auswertung der Daten zeigt: Der Ertrag an Seidenkokons hat sich durch den Bio-Anbau signifikant erhöht. Auch die Qualität der Seidenfäden selbst hat sich verbessert, was wiederum zu höheren Preisen am Markt führt. „In allen wissenschaftlichen Publikationen findet man den Hinweis, dass es keine gute Idee ist, Seidenspinnerraupen mit pestizidbelasteten Blättern zu füttern“, so Inka Sachse. „Unser Projekt hat gezeigt, dass die Tiere mit der biologischen Kost viel besser klarkommen“. Auch die Pflanzen sind nach den ersten Jahren der Umstellung auf biologische Wirtschaftsweise weniger anfällig für Krankheiten.

Seidenraupen werden in Holzregalen mit Maulbeerblättern gefüttert.
Den Raupen scheinen die Bio-Maulbeerblätter zu schmecken.

„Das wollen wir auch!“

Seitdem die Bäuerinnen und Bauern auch ihr Gemüse in Bio-Qualität anbauen, erzielen sie damit auf regionalen Märkten deutlich höhere Preise. Das hilft bei einem weiteren Projektziel: andere Kleinbauern der Region zum Mitmachen zu motivieren. Das ist in gewisser Weise gelungen, sagt Inka Sachse von Soil & More Impacts: „Auf unsere Demo-Farm kamen immer wieder Arbeitskräfte aus anderen Dörfern“, erinnert sich Inka Sachse. „Und die standen dann bei der Ernte mit ihren Körben da und wollten Kartoffeln und anderes Gemüse abkaufen, weil sie wussten, dass dieses biologische Gemüse besser schmeckt. Denen haben wir dann gesagt: Leute, das müsst ihr gar nicht hier kaufen – das könnt ihr selber so anbauen.“

Das Seidenprojekt in Yilong ist in China mittlerweile überregional bekannt. Den kleinbäuerlichen Familien hat es zu deutlich mehr Einkommen verholfen und der Natur zu mehr Biodiversität. Insgesamt zeigt sich, dass auf dem Bio-Betrieb mehr Insekten und Vögel leben als sonst in der Umgebung – ein Zeichen für gesunde Biodiversität.

 

 

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