Denkanstoß: Entrümpeln als Achtsamkeitsübung
Entrümpeln ist in. Denn es ist eine echte Wohltat, sich von Dingen zu trennen, die man eigentlich nicht mehr benötigt. Egal ob verschenken, verkaufen oder recyceln: Weniger ist oft mehr! Aufgeräumte Schränke, Regale und andere Nischen geben Raum für kreative Entfaltung und neue Ideen. Zu entscheiden, was bleibt und was raus soll, ist nicht immer einfach. Es gibt zahlreiche Tipps in Buchhandlungen und im Internet. Zu den Vorreitern gehören die Lehren nach Feng-Shui, die sehr gut verständlich und plausibel aufzeigen, wie befreiend regelmäßiges Entrümpeln ist. Doch auch wer nicht an die heilsame Wirkung fließender Energien glaubt und keiner Lehre folgt, wird schnell feststellen, wie nützlich und effektiv es ist, sich von Dingen zu trennen.
Inhalt
Hemmnisse beim Entrümpeln: Von „Das ist noch gut“ bis zu „Das brauch ich noch“
Putzen und Aufräumen macht nur dann Freude, wenn das Ergebnis der Anstrengung deutlich sichtbar ist. Vollgestopfte Räume und Schränke bieten wenig Möglichkeiten, zufriedenstellend aufzuräumen. Gerade Wohnzimmer sind häufig mit Dekorationsgegenständen überladen, die selten einen Zweck erfüllen, sondern nur zum Abstauben dort stehen. Es gibt sehr viele Vorwände, diese Dinge nicht auszuräumen: hohe Anschaffungskosten, ein Geschenk von Tante Else oder Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Auch Andenken von Urlaubsreisen behaupten hartnäckig ihren Platz in der Vitrine.
Immer und immer wieder werden sie gereinigt und solange wieder in ins Regal gestellt, bis das nächste Mal Abstauben ansteht. Selbst der allerbeste Lieblingsfilm-Klassiker schafft es nicht, häufiger als zwanzig Mal zu begeistern. Die wertvolle Kristallschale hingegen, die man nie benutzt, weil sie zerbrechen könnte, zieht rund hundertmal unsere Aufmerksamkeit auf sich, weil man sie regelmäßig wienern muss, damit sie ihren Glanz nicht verliert.
Die drei häufigsten Ausreden
Oft ertappt man sich beim Abstauben solcher Teile dabei, an ihre Entsorgung zu denken. Doch wird einem das bewusst, fallen einem viele Gründe ein, warum das doch keine gute Idee wäre. Die Top drei: Erstens: „Das ist noch gut.“ Soll heißen, es ist nicht kaputt. Etwas zu entsorgen, das eigentlich tadellos ist, vermittelt vielen Menschen ein Gefühl der mangelnden Wertschätzung des Objekts gegenüber. Das potenziert sich durch zweitens: „Das hat mir Tante Lisa, Onkel Waldemar, Freund, Freundin oder Nachbar Müller geschenkt – das kann ich doch nicht einfach wegtun.“ Hier fühlen sich viele in einer moralischen Zwickmühle, sie befürchten, den Schenkenden mit der Entsorgung des Präsents herabzusetzen.
Die dritte Ausrede: „Das brauch ich noch.“ Hier muss man ehrlich zu sich selbst sein: Wann hat man den Gegenstand zum letzten Mal benutzt? Wann kann er wieder zum Einsatz kommen? Wenn das Gerät beispielsweise vor fünf Jahren einmal im Einsatz war und seither nicht mehr, dann braucht man es objektiv gesehen wohl eher doch nicht.
Bei allen Ausreden hilft nur: Seine Ausrede hinterfragen und sich eine Strategie suchen, mit der das Entrümpeln trotzdem gelingt.
Systematisches Ausräumen – zum Beispiel mit der Drei-Stapel-Methode
Ist die Entscheidung zum Entrümpeln erst einmal gefallen, gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Wer noch keine Erfahrungen mit systematischem Ausräumen hat, kann mit der Drei-Stapel-Methode beginnen. Überquellende Kleiderschränke bieten ein ausgezeichnetes Übungsfeld. Dazu räumen Sie den gesamten Inhalt des Schranks aus. Dann geht es an das Sortieren. Auf den ersten Stapel legen Sie alles, was unbedingt bleiben muss. Auf dem zweiten Stapel landen alle Dinge, bei denen Unsicherheit besteht, ob sie noch gebraucht werden oder nicht. Der letzte Stapel sollte der größte sein. Dort sammeln sich die Sachen zum Verschenken oder Verkaufen. Auch wenn’s schwerfällt.
Entrümplungsfalle Flohmarktverkauf – was hilft dagegen?
Aber Vorsicht. Oft fällt vor dem Schrank die Entscheidung, die Kleidung zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Damit bekommt der Wegwerf-Stapel nur einen neuen Aufbewahrungsort: die Flohmarktkiste. Um dieser Falle vorzubeugen, bekommt die Flohmarktkiste eine Verlängerungsfrist von maximal sechs Monaten, wenn dann nichts passiert ist, verlässt sie das Haus, am besten ungeöffnet.
Entscheidungshilfe: Liste der Lieblingskleider
Der Vielleicht-Stapel erfordert am meisten Aufmerksamkeit, denn die Dinge, die dort gesammelt wurden, haben es viele Jahre geschafft, im Kleiderschrank zu verharren. Oft liegen Kleidungsstücke lange Zeit ungetragen rum und werden nicht weggeworfen, weil sie noch gut sind. Aber das ist kein Grund, sie zu behalten. Mit Zeit und Geduld lässt sich dieser Stapel nach und nach reduzieren. Wenn ein Kleidungsstück keine Chance hat, jemals auf die Liste der Lieblingskleider zu kommen, können Sie es bedenkenlos aussortieren.
Weg damit! Nach dem Schrank den Rest der Wohnung entrümpeln
Wer sich gründlich von Überflüssigem befreien möchte, dem hilft ein Plan zur systematischen Entrümplung der gesamten Wohnung oder des Hauses. Formulierte Zielsetzungen und ein fest definierter Start- und Entsorgungstermin sind sehr hilfreich. Zum Einsteigen sind Räume sehr gut geeignet, in denen nicht allzu viele Dinge vorhanden sind. Ebenso können Sie einzelne Möbel als „Aufräumziel“ auflisten, die man nach und nach entrümpelt.
Ist durch die Reduzierung der Gegenstände ein Schrank oder Regal völlig leergeräumt, können Sie auch Möbel aussortieren. Die Veränderung wird schnell sichtbar und macht Lust zur Neugestaltung. Möbel werden gerückt, Farben kommen oder gehen und das Gefühl breitet sich aus, dass Platz für Veränderungen geschaffen wurde.
Für die Ungeduldigen: Tipps für schnelles Entrümpeln
Wer keine Zeit hat, systematisch zu auszuräumen, kann es mit einem Trick für Eilige versuchen. Dazu sind angesammelte Tüten und Taschen besonders gut geeignet. Jedes Mal, wenn ein Raum gründlich geputzt wird, landen alle überflüssigen Dinge in einer Plastiktüte. Und die wird dann entsorgt. Im Badezimmer können Sie auf diese Weise in nur zwei Putzaktionen das Entrümplungsziel erreichen. In der Küche fallen häufig mehr Taschen mit Dingen an, die seit Jahre auf ihre Verwendung warten.
Mitbewohner einbeziehen: Gemeinsam entrümpeln beugt Unfrieden und Diskussionen vor
Oft sind es Gegenstände von Familienmitgliedern und Mitbewohnern, die stören oder deren Entsorgung man in Betracht zieht. Es versteht sich von selbst, dass diese Dinge im Rahmen der Entrümplungsaktion tabu sind. Besser ist es, miteinander darüber zu sprechen, warum es wichtig ist, regelmäßig auszuräumen. Wenn es gelingt, alle Beteiligten zu einer gemeinsamen Entrümplung zu motivieren, ist der schwierigste Schritt schon geschafft. Wenn Kinder daran beteiligt sind, ist es hilfreich, vor Beginn der Aktion abzusprechen, welche Spielsachen aussortiert werden können.
Und nach dem Entrümpeln?
Meine Entrümpelungsphase ist vorerst abgeschlossen. Und jetzt? Das Regal in meinem Zimmer ist verschwunden, weil ich sämtliche Bücher in ein öffentliches Bücherregal gebracht habe. Jetzt kann sich jemand an neuer Lektüre erfreuen. Ich kenne sie ja schon.
Das Zimmer sieht jetzt ganz anders aus: Ein kleiner Holztisch kommt richtig gut zur Geltung und lädt zum Schreiben, Malen oder Basteln ein. Auch die Nähmaschine hat jetzt genügend Platz und könnte dort eine Weile stehenbleiben. Zumindest solange, bis ich die aufgeschobenen Näharbeiten abgeschlossen habe. Beim Nähen wünsche ich mir dann vielleicht das eine oder andere aussortierte Stück wieder herbei. Auch wenn ich es vorher jahrelang nicht geschafft habe, den ungeliebten Kleidern ein Upcycling zu verpassen. Aber inzwischen kenne ich diese Versuchung und werde ihr auch künftig widerstehen. Denn es ist ein wunderbares Gefühl, Platz für Neues zu schaffen. Probieren Sie es aus …