Kann man Eicheln essen? Interessantes zur Frucht der Eiche

Braune, reife Eicheln hängen an der Eiche.

Im Herbst sieht man die kleinen Eicheln mit ihren niedlichen Mützchen wieder überall. Kinder lieben es, daraus lustige Tiere und Männchen zu basteln. Doch wie sieht es mit dem Genuss von Eicheln aus? Kann man Eicheln essen? Zu dem geschichtsträchtigen Laubbaum und seinen Früchten gibt es viel zu erzählen. Und auch zwei Rezepte mit Eichelmehl möchte ich gern mit Ihnen teilen. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit!

Zwei heimische Eichen-Arten in Deutschland

In Deutschland findet man vor allem zwei Eichen-Arten. Jede davon nimmt etwa fünf Prozent der Waldfläche ein. Es handelt sich um die Stieleiche (Quercus robur) und die Traubeneiche (Quercus petraea). Zu unterscheiden sind sie vor allem an Blättern und Früchten: Die Stieleiche hat einen sehr kurzen Blattstiel (maximal einen Zentimeter) und ist am Blattgrund rundlich geöhrt. Bei ihr sitzen immer ein bis drei Früchte zusammen an langen Stielen.

Die Traubeneiche hat einen langen Blattstiel (zwei bis drei Zentimeter) sowie einen keilförmigen Blattgrund. Sie präsentiert zwei bis sieben Früchte traubenartig gehäuft an sehr kurzen Stielen. Ab und zu findet man im Wald auch die nordamerikanische Roteiche (Quercus rubra), deren Blätter spitzgelappt sind und sich im Herbst rötlich verfärben.

Die Eicheln und die Wettergötter

Die Eiche gehörte bei den indoeuropäischen Völkern zu den am meisten verehrten Bäumen. Das liegt vermutlich daran, dass sie während der Einwanderung der Indoeuropäer (zwischen 5.500 v. Chr. und 1.500 v. Chr.) die mitteleuropäischen Wälder dominierte. Da diese Bäume durch ihren mächtigen Wuchs und ihr hohes Alter eine Besonderheit darstellten, galten sie als ein Symbol der göttlichen Ewigkeit. Deshalb wurde die Eiche bei allen indoeuropäischen Völkern verehrt und den höchsten Gottheiten geweiht.

Interessant ist die Tatsache, dass es sich bei den „Eichengöttern“ um Wettergötter handelte, die einen engen Bezug zum Gewitter hatten. Aber das sollte nicht verwundern, denn das Wetter spielt in der landwirtschaftlich organisierten Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Blitz, Donner und Regen waren im Denken untrennbar mit der Fruchtbarkeit des Landes verbunden.

Im alten Griechenland war die Eiche der Baum des olympischen Hauptgottes Zeus, den man auch „Blitzlenker“ nannte. Die Römer verbanden die Eiche mit ihrem höchsten Gott Jupiter, der ebenfalls den Blitz bei sich trug. Bei den Germanen thronte der Regen bringende Donner- und Kriegsgott Thor/Donar im König der Bäume. Der Legende nach fuhr er mit seinem Ziegenkarren über den Himmel, wodurch der Donner entstand. Dabei schleuderte er mit seinem Hammer Blitze zur Erde. Nach ihm ist der Donnerstag (Donars Tag) benannt, der im Schwedischen „torsdag“ heißt. Bei den gallischen Kelten war die Eiche dem Donner- und Wettergott Taranis geweiht.

Die enge Beziehung von Eichen zum Gewitter hat sich bis heute gehalten. Bekannt bei Groß und Klein ist der Spruch „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“. Genau aus diesem Grund war die Eiche nie ein Hausbaum, denn man verzichtete gern auf die direkte Nähe des Donnergottes.

Kann man Eicheln essen?

In archaischen Zeiten war man der Ansicht, die Menschen seien aus der Eiche geboren. Dafür wurde ihnen besondere Verehrung zuteil. Mitentscheidend für ihre außergewöhnliche Stellung im Kult waren jedoch die nutzbaren Eicheln. Sie spielten in der Urzeit eine Rolle in der menschlichen Ernährung. Der römische Schriftsteller Plinius (23–79) schrieb in seiner Naturgeschichte: „Die Früchte der Eichen waren die erste und ursprünglichste Nahrung der Menschen … Eicheln machen den Reichtum vieler Völker aus. Bei Getreidemangel werden sie getrocknet, gemahlen und zu Brot verarbeitet.“

Der griechische Dichter Hesiod schrieb 700 v. Chr. „Wo gerechte Menschen wohnen, da ist Hungersnot unbekannt. Ihnen geben die Götter reichlich Unterhalt, Eichen, die mit Eicheln beladen sind, Honig, Schafe.“ Auch bei den Germanen gehörten Gerichte aus Eichelmehl zum Speiseplan. Der deutsche Name „Eiche“ soll sich aus dem lateinischen „esca“ (Speise) entwickelt haben und nimmt somit ebenfalls Bezug darauf, dass man Eicheln essen konnte.

Eicheln liegen auf einem Schneidebrett und werden geschält, damit man die Eicheln essen kann.
Eicheln sind essbar, müssen aber richtig zubereitet werden.

Übrig geblieben ist davon heute nichts mehr. Das liegt vermutlich an der aufwendigen „Entbitterung“ der Eicheln, die nötig ist, um sie essbar zu machen. Sie würden ansonsten Magenreizungen und Erbrechen hervorrufen. Lediglich in Notzeiten, wie zum Beispiel während der beiden Weltkriege, gab es wieder Produkte aus Eicheln, wie etwa Eichelkaffee und Eichelmehl als Beimischung für Brot, Gebäck oder Pfannkuchen.

Eicheln: ein Essen für die Schweine

Vor allem jedoch nährten die Eicheln den Menschen indirekt: Sie waren jahrhundertelang die Basis der Schweinemast. Schon Kelten und Germanen trieben ihre Schweine in den Eichenwald. Bis ins 19. Jahrhundert war die Eichel das wichtigste Futtermittel. Wie schwerwiegend ein Ausfall der Eichelmast beurteilt wurde, zeigt folgende wahre Geschichte: In Offenburg (Baden) wurden 1575 die Eichen von Schädlingen kahl gefressen, sodass die Schweinemast ausfallen musste. Verantwortlich gemacht wurden vermeintliche Hexen, die dann unter Folter gestanden, fässerweise Raupen und Käfer über dem Stadtwald ausgesät zu haben.

Die Eichelmast hatte eine unglaublich große wirtschaftliche Bedeutung. Der Waldwert wurde im Mittelalter nicht in Holz, sondern nach der Zahl der Schweine angegeben, die darin gemästet werden konnten! „Auf Eichen wachsen die besten Schinken!“, schrieb Hans Jakob von Grimmelshausen 1668, denn die Eichelmast brachte den besten Schinken. Es gab eine Menge von Vorschriften, die den Schweine-Eintrieb durch die Schweinehirten regelten. Mit der Einführung der Kartoffel verlor die Mast mit den stärke- und fetthaltigen Eicheln (38 Prozent Kohlenhydrate, 24 Prozent Fett) massiv an Bedeutung.

Eicheln essbar machen: So geht’s

Man erntet ab September möglichst große, frisch gefallene Eicheln, denn jene, die am Baum hängen, sind noch nicht reif. Die Eicheln in heißes Wasser legen, um die Schale etwas aufzuweichen. Oben schwimmende Eicheln gleich aussortieren, da sie meist wurmstichig sind.

Eicheln vor dem Wässern schälen

Eicheln sind prinzipiell essbar, man muss sie vorher aber wässern. Andernfalls enthalten Sie einen hohen Anteil des Gerbstoffs Tannin und können starke Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Zur Entbitterung muss man die noch grünschaligen Eicheln knacken oder schälen. Entweder entfernt man die Außenhaut mit dem Nussknacker oder noch besser mit einem scharfen Messer. Es kann eine Erleichterung sein, wenn Sie die Eicheln zuerst in der Mitte halbieren, dann vierteln und nun aus den Schalen lösen. Eine weitere Möglichkeit, das Schälen zu erleichtern, ist die Zufuhr von Hitze: Entweder im Backofen bei 180 °C circa zehn Minuten rösten oder in einer Pfanne mit geschlossenem Deckel. Dabei die Pfanne immer bewegen, damit nichts anbrennt. Noch besser geht es, wenn Sie zuvor jeder Eichel einen kleinen Schnitt mit einem scharfen Messer verpassen.

Gerbstoffe aus den Eicheln auswaschen

Nun müssen Sie aus den geschälten Kernen die Gerbstoffe „auswaschen“. Das geht schneller, wenn die Eicheln noch etwas stärker zerkleinert werden. Nun sollten Sie die zerkleinerten Eicheln mit reichlich Wasser übergießen und aufkochen. 15 Minuten köcheln lassen, dann vom Herd nehmen und 30 bis 60 Minuten stehen lassen. Wasser abgießen, die Eicheln erneut mit kochendem Wasser überbrühen und wiederum 30 bis 60 Minuten stehen lassen. Jetzt löst sich auch die dünne Haut, die nach dem Schälen teilweise an den Früchten verbleibt. Mit frischem kochendem Wasser den Vorgang ein weiteres Mal wiederholen und dann eventuell noch ein viertes Mal. Den letzten Durchgang über Nacht stehen lassen und eventuell noch ein bis zwei Teelöffel Natron zufügen. Das Wasser verfärbt sich durch die Gerbstoffe bräunlich und wird bei jedem „Waschgang“ heller. Beim letzten Durchgang sollte das Wasser weitgehend klar sein.

Eicheln werden in einer Schüssel mit Wasser gewaschen, um sie essbar zu machen.
In mehreren Waschgängen werden die Gerbstoffe entfernt, um die Eicheln essbar zu machen.

Eicheln fürs Essen weiterverarbeiten

Je nach Verwendungszweck können Sie die Eicheln nun unterschiedlich weiterverarbeiten.

Kaffee-Ersatz aus Eicheln

Zum Lagern oder um daraus Kaffee-Ersatz herzustellen, können Sie die zerkleinerten Eichelstückchen als Ganzes trocknen. Dann müssen Sie sie nur noch in einer trockenen Pfanne circa 15 Minuten langsam rösten. Vor dem Aufbrühen in einer Kaffeemühle mahlen und ein bis zwei Teelöffel pro Tasse verwenden. Diesen Kaffee-Ersatz nannte man früher „Muckefuck“, abgeleitet vom französischen „Mocca faux“ (= falscher Kaffee).

Oder Sie geben die gerösteten, klein gehackten Eicheln mit dem nussigen Geschmack zu Müslis, Suppen, Eintöpfen oder Salaten hinzu.

Eicheln essen: Eichelmehl herstellen

Für die Nutzung als Mehl pürieren Sie die weichen Eicheln mit dem Mixer. Das feuchte Mehl trocknen Sie auf einem Backblech (bei 50° C mit offenem Türspalt).

Fertiges Eichelmehl liegt auf einem Haufen.
Mehl aus Eicheln lässt sich als Zutat beim Backen verwenden.

Tipp: Eichelmehl eignet sich nur als Beimischung zum Brotbacken (maximal 40 Prozent), da es keinen Kleber enthält. Mürbeteige und Rührteige, die mit Backpulver oder Eischnee gelockert werden, könnte man theoretisch zu 100 Prozent mit Eichelmehl herstellen. Allerdings schmeckt das Mehl in dieser Konzentration trotz Entfernung der Gerbstoffe etwas herb.

Eicheln essen: zwei Rezepte mit Eichelmehl

Damit Sie Ihr selbst hergestelltes Mehl auch gleich verwenden können, folgen hier noch zwei Rezepte, die Eichelmehl enthalten. Der nussige Geschmack der Eicheln kommt in beiden schön zur Geltung.

Brot backen mit Eichelmehl

Das brauchen Sie für ein Brot mit Eichelmehl

  • 500 g Mehl (Dinkel oder Weizen)
  • 200 g Mehl aus Eicheln
  • 2 TL Salz
  • ca. 350 ml Wasser
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 Würfel Hefe
  • 2 TL Honig

Und so stellen Sie das Brot her

  1. Vorteig mit Hefe und Honig anrühren.
  2. Alle Zutaten verkneten und 45 Minuten gehen lassen.
  3. Nochmals durchkneten und auf ein Backblech oder in eine Kastenform setzen und 30 Minuten gehen lassen.
  4. Dann bei 200 °C 40 bis 50 Minuten backen.

Kartoffel-Eichel-Kekse

Das benötigen Sie für die Kekse aus Kartoffeln und Eicheln

  • 200 g Mehl aus Eicheln
  • 150 g Dinkelmehl
  • 150 g gekochte Kartoffeln
  • 125 g Zucker
  • 50 g Butter oder Margarine
  • 2 TL Backpulver

So bereiten Sie die Kekse zu

  1. Alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Ist dieser zu fest, etwas Wasser hinzufügen.
  2. Den Teig ausrollen und Kekse ausstechen.
  3. Auf Backpapier legen und bei 175 °C backen, bis sie leicht gebräunt sind.

 

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