Nachhaltig grillen – so einfach geht’s!
Grillen ist beliebt: Laut Naturschutzbund Deutschland wurden im Jahr 2017 rund 215.000 Tonnen Holzkohle nach Deutschland importiert. Wen wundert es? Denn das Zubereiten von Fisch, Fleisch und Gemüse über dem offenen Feuer ist nicht nur ein kulinarisches Ereignis, sondern auch gesellig. Was nach einem gelungenen Sommertag klingt, besitzt aber auch eine Kehrseite: Beim herkömmlichen Grillen entsteht jede Menge Müll. Darüber hinaus verursacht die Produktion des Grills selbst, der Kohle und des Grillguts CO2. Ein Hobby des Menschen also, unter dem die Umwelt ganz schön leidet. Zum Glück können bewusste Konsumentinnen und Konsumenten auch hier Einiges tun, um die Ökobilanz ihres Grill-Mahls zu verbessern. Nachhaltig grillen – ja, das geht!
So vielfältig wie die einzelnen Elemente des Grillens selbst, so variantenreich sind die ökologischen Handlungsmöglichkeiten. Unterziehen Sie doch Grillkohle, Grillanzünder und die anderen Utensilien wie Geschirr oder Grillschalen einem prüfenden Blick: Aus welchen Bestandteilen setzen sich Kohle und Anzünder zusammen? Wie viel Müll entsteht im Laufe einer Grill-Session? Welche Teile sind wiederverwendbar?
Inhalt
Nachhaltig grillen – Kohle im Fokus
„Nachhaltig grillen heißt kein Einweg zu nutzen, ausschließlich Mehrweg aus qualitativ hochwertigem Material“, erklärt Verena Bax, Referentin für Umweltpolitik beim Naturschutzbund (NABU). Kurz gesagt bedeutet das also, so wenig Einfluss wie möglich auf die Natur zu nehmen. Dabei ist zum einen die direkte Einflussnahme durch Rauch oder Müll gemeint. Aber auch die indirekte durch den entstehenden CO2-Ausstoß bei der Produktion von Kohle oder des Grills selbst.
Besonders die Grillkohle rückt aktuell in den Fokus von Verbrauchern und Verbraucherinnen. „In einem Sack Grillkohle befinden sich häufig verschiedene Hölzer und woher das Holz kommt, ist unklar. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei konventioneller Holzkohle Teile der Kohle aus Tropenhölzern stammen und nicht aus nachhaltiger Waldwirtschaft“, erklärt Bax. Jedoch sind die Tropenwälder ein wichtiger Faktor für den Schutz des Weltklimas sowie des weltweiten Artenschutzes.
Um sicherzugehen, dass Sie nachhaltige Grillkohle erwerben, sollten Sie beim Kauf auf das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) oder das Naturland-Siegel achten. Eine Alternative zur konventionellen Grillkohle kann beispielsweise Spaltholz darstellen. Die Firma OlioBric hingegen stellt Briketts zum Grillen aus Abfällen der Olivenölpressung her. Dafür verwenden sie Kerne, Schalen sowie Fruchtfleischreste. So entsteht eine nachhaltige Grillkohlealternative mit tollem Aroma. Gleichzeitig ist die Produktion der Briketts müllvermeidend.
Umweltfreundliche Grillanzünder für nachhaltiges grillen
Konventionelle Grillanzünder enthalten in der Regel Stoffe wie Kerosin oder Paraffin. Diese sorgen zwar für ein schnelles Feuerchen, sind aber für Mensch und Tier gesundheitsschädlich. Und auch die Natur leidet darunter, wenn das leichte Petroleum oder das Kohlenwasserstoff-Gemisch verbrennen. Umweltfreundliche Alternativen existieren als Fertigprodukt (z. B. der Wellpappe-Vulkan von Mokan) oder als DIY-Version etwa aus alten Tannenzapfen. So können Umweltschützerinnen und Umweltschützer beispielsweise aus alten Eierkartons, Sägespäne und Kerzenreste ökologische Grillanzünder einfach selbst herstellen.
Elektro-, Gas- oder Kohlegrill und die Rolle vom Grillgut?
„Gas- und Elektrogrills sind umweltfreundlicher als Kohlengrills, die die Atemluft mit Feinstaub und Ruß belasteten“, erklärt Bax. Allerdings ist es noch viel wichtiger, bewusst darauf zu schauen, was auf den Grill kommt. „95 Prozent der klimarelevanten Emissionen durch das Grillen werden durch das Grillgut verursacht“, so Bax. So sollten umweltbewusste Brutzelfreunde auf regionales Bio-Grillgut setzen. Das gilt sowohl für Fleisch als auch für Obst und Gemüse. Ersteres setzt deutlich weniger Treibhausgase frei als konventionelles Fleisch. Allerdings ist das leckere Nackensteak auch in der Bio-Version immer noch mit einer der größten Faktoren, der die Ökobilanz vom Grillen verschlechtert.
Aus diesem Grund sollte viel Gemüse und Obst auf dem Grill landen. Wer regional kauft, vermeidet dabei lange Transportwege und vermindert den CO2-Ausstoß. Zwar ist es nicht immer möglich, Fisch aus regionaler Haltung zu beziehen. Allerdings können Grillfans natürlich auf Bio und auf das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) achten. Dieses zeichnet Fisch-Produkte aus, die einem umweltverträglichen Fang entstammen.
Nachhaltig grillen – Alufolie Adé!
Ein weiterer Faktor beim Grillen, der sich negativ auf die Umwelt auswirkt, ist die Alufolie. Sie dient als Grill-Unterlage, für die Fertigung von Gemüsepäckchen oder als Hülle für Grill-Kartoffeln. Dabei entsteht unnötiger Müll, der schwer abbaubar ist. Weiterhin ist Alufolie extrem energieaufwendig in der Produktion. Viel umweltfreundlicher sind hingegen Bratplatten aus Metall und Speckstein. Diese sind nach einer Reinigung wiederverwendbar. Auch nachwachsende Rohstoffe wie Rhabarber- und Kohlblätter können als Unterlage für Fleisch dienen.
Legen Sie Grillkartoffeln – ebenso wie leckere Grill-Auberginen – direkt und ohne Alufolie-Mantel in die Glut. Auch gusseiserne Grillpfannen und -steine bilden eine gute Alternative zur Grillschale aus Alu. Um zu verhindern, dass Gemüse durch die Stäbe des Rosts rutscht, stecken Sie dieses auf wiederverwendbare Spieße. So haben auch kleine Stücke einen festen Platz auf dem Grill. Sie sehen also: Es gibt viele unterschiedliche Alternativen – und die Zeit der Alufolie bei der Grillparty ist vorbei.
Einweggrill und Nachhaltigkeit: Geht das zusammen?
Nachhaltig grillen bedeutet auch, auf die im Park häufig benutzen Einmalgrills zu verzichten. Nicht nur, dass diese Modelle aus dem Supermarkt eine Unmenge an Müll produzieren. Sie strahlen auch nach unten Hitze ab, sodass das Gras verbrennt, auf dem sie häufig platziert werden. So leiden auch Kleinorganismen darunter. Eine schöne Alternative ist beispielsweise ein portabler Kugelgrill. Viele Gemeinden verfügen darüber hinaus über öffentliche Grillstellen, die die Anschaffung eines eigenen Grills überflüssig machen.
Noch mehr fürs ökologische Grillen
Wer Saucen und andere Snacks selbst zubereitet, kann weiteren, unnötigen Müll vermeiden. So befinden sich viele Grillsoßen in Plastikflaschen, die nach dem Gebrauch weggeworfen werden. Stellen Sie leckere Soßen einfach selbst her und transportieren Sie diese in wiederverwendbaren Brotdosen oder ausgespülten Gläsern zum nachhaltigen Grillfest. Darüber hinaus können Grillfans Einweggeschirr vermeiden. Greifen Sie zu leichtem wiederverwendbarem Picknickgeschirr oder packen Sie einfach Teller und Besteck von zu Hause ein – am Geschmack des Grillguts ändert sich nichts.
Auch Trinkbehältnisse müssen nicht Einweg sein. Schöne Becher aus einem Picknickgeschirrset sind ebenso dienlich und eignen sich sowohl für kalte als auch heiße Getränke. Das einzige Einweg-Utensil, das beim Grillfest vorhanden sein sollte, ist der Müllbeutel. Entsorgen Sie den Grill-Abfall, damit nichts davon in der Natur landet. Beachten Sie für eine maximal umweltfreundliche Entsorgung die Regeln zur Mülltrennung. Darüber hinaus ist grillen vor allem in der warmen Jahreszeit beliebt. Allerdings bringen die heißen, trockenen Sommer auch einen Nachteil mit sich: Die Waldbrandgefahr steigt. Achten Sie also unbedingt auf den Funkenflug sowie auf mögliches Grillverbot.
10 Tipps für nachhaltiges Grillen
- Grillkohle mit FSC-Siegel oder Naturland-Siegel kaufen
- Ökologische Grillanzünder kaufen oder Grillanzünder selbst machen
- Mehr Gemüse auf den Rost (statt Fleisch)
- Wenn Fleisch und Fisch, dann regional und bio
- Mehrweg-Grillschalen und Co. statt Alufolie nutzen
- Soßen und Beilagen selbst zubereiten
- Geschirr von zu Hause mitbringen
- Keinen Müll hinterlassen
- Wiederverwendbare Grills oder öffentliche Grillstellen nutzen
- Waldbrandgefahr beachten