Es werde Licht! Nachhaltige Kerzen: Alternativen im Überblick
In Europa wurden 2016 mehr als 700.000 Tonnen Kerzen verbraucht. So viele wie nie zuvor. Für den größten Umsatz sorgen nach wie vor die Klassiker wie etwa weiße Teelichter, Stumpenkerzen und zunehmend Stab- und Spitzkerzen. Nicht alle kann man mit gutem Gewissen entzünden. Wir haben uns daher mal umgeschaut: Welche Kerzen gibt es überhaupt, wie werden sie hergestellt, welche sind wirklich nachhaltiger als andere und warum?
Inhalt
Konventionelle Paraffinkerzen: Leider immer noch die Mehrheit
Paraffin ist laut Europäischem Kerzenverband nach wie vor der am meisten verwendete Rohstoff für die Kerzenherstellung. Paraffin wird aus Mineralöl, sprich Erdöl gewonnen. Der Klimakiller Erdöl gilt mit seiner negativen Klimabilanz als extrem problematischer Rohstoff. Obwohl es eigentlich ein billiges Abfallprodukt bei der Schmieröl-Produktion ist, sind die Preise für Paraffin in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Trotzdem können Sie sicher sein: Wer im Möbelhaus oder im Supermarkt zu Teelicht oder Kerze greift, wird meist ein Produkt aus konventionellem Paraffin bekommen. Wer sich für Kerzen aus Paraffin entscheidet, kann schon einen Beitrag zur Ressourcen-Schonung beitragen, indem er welche ohne Aluminium-Hüllen und Alu-Dochtenden wählt. Öko-Bewusste können aber viele Alternativen zu Paraffin entdecken. Nachhaltige Kerzen haben wir im Folgenden vorgestellt.
Kerzen aus Stearin oder Palmöl? Nur unter Bedingungen
Stearinkerzen bestehen aus nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffen. Sie brennen mit ruhiger Flamme und sind ruß- und tropffrei – ob als Stabkerze, Weihnachtsbaumkerze oder Teelicht. Im Idealfall sind Stearinkerzen CO2-neutral. Neben pflanzlichen Fetten dienen häufig auch tierische Fette als Basis für Stearin. Veganer sollten also hier die Deklaration genauer anschauen. Problematisch ist, dass Stearinkerzen auch aus Palmöl bestehen können. Der Rohstoff Palmöl und sein Anbau in riesigen konventionellen Palmölplantagen hat viele negative Folgen für die Umwelt: Abholzung, Brandrodung und Zerstörung von tropischem Regenwald. Geht aber auch anders: Die Nachfrage nach zertifiziert nachhaltigen Kerzen aus Stearin steigt immer stärker und mit ihr die Preise für den Rohstoff. Bio-Kerzen aus Stearin sollten aus ökologischem, nachhaltigem Ölpalmenanbau stammen. Bei Waschbär achten wir bei Kerzen aus Stearin oder Palmöl darauf, dass es sich um Round-Table-Ware (RSPO – Roundtable on Sustainable Palm Oil) handelt. Diese auf Initiative des WWF entstandene Organisation versucht, nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern.
Ökologische Alternative: Biomasse-Kerzen
Eine wirklich nachhaltige Alternative zu Paraffin und Stearin sind Kerzenlichter aus Biomasse, da sie unter anderem aus Industrieabfällen hergestellt werden. Für Biomasse-Lichter wird Erdöl nicht angetastet, der Regenwald nicht berührt. Außerdem kommen keine Rohstoffe zum Einsatz, die als Lebens- oder Futtermittel Verwendung finden könnten. Daher gibt es damit keine Nahrungsmittelverknappung und keine Preis-Explosion. Biomasse besteht unter anderem aus Holz, Haus- und Gartenabfällen, Laub, Kleintiermist oder anderem organischen Material und gilt als erneuerbare Energie-Ressource. Durch Wachstum und Verbrennung entsteht ein CO2-Kreislauf. Die ölhaltige Biomasse zur Herstellung von Waschbär-Kerzen stammt aus Deutschland, zum Teil aus Nahrungsmittelindustrien oder aus Restabfällen der Lebensmittelverwendung. Manche Biomasse-Kerze brennt unruhiger und nicht restlos ab, wie herkömmliche Kerzen. Oft sind die Kerzen vom Brennverhalten her unterschiedlich. An den nachhaltigen Kerzenlicht-Genuss mit Biomasse-Kerzen muss man sich daher vielleicht erst gewöhnen. Ressourcenschonung und CO2-Vermeidung sind jedoch überzeugende Argumente, die für Kerzen aus Biomasse sprechen.
Kerzen aus Bienenwachs: Ein beliebter, aber teurer Klassiker
Wunderbar duftend und ein tolles Naturprodukt: Kerzen aus 100 Prozent Bienenwachs. Allerdings hat diese nachhaltige Alternative auch ihren Preis. Zurecht, denn für die Produktion von Wachs müssen Bienen viel tun: für ein Kilogramm reines Honigwachs müssen Arbeitsbienen 1,2 Millionen winzige Plättchen ausscheiden beziehungsweise ein Bienenvolk ein ganzes Jahr lang arbeiten. Allerdings sollten Sie bei Bienenwachskerzen auf Wachs aus einer Bio-Imkerei achten. Denn durch die aufwendige und teure Produktion werden heute viele Bienenwachskerzen aus China, Südamerika oder Südafrika importiert. Warum die goldgelben Lichtquellen so beliebt sind? Bienenwachskerzen kommen ohne chemische Zusätze aus. Sie brennen lange, rußfrei und verströmen einen besonders edlen, natürlichen Duft, der eine unvergleichlich entspannte Atmosphäre schenkt.
Weitere Alternativen: Lichter aus Sojawachs, Sonnenblumenöl und Rapsöl
Neben Biomasse und Bienenwachs gibt es heute auch weitere nachhaltige Kerzen-Alternativen: zum Beispiel Lichter aus Sojawachs, Sonnenblumenöl oder Raps. Nachhaltig sind diese natürlich nur, wenn es sich um gentechnikfreie Pflanzen handelt. Waschbär hat beispielsweise Kerzen-Alternativen aus Rapsöl und Sonnenblumenöl im Sortiment.
Die Kerzenherstellung: Pressen, gießen oder ziehen
Worauf kommt es noch an? Billige Kerzen werden meist im Pulverpressverfahren hergestellt, bei dem zum Beispiel Paraffin-Granulat mit Docht verpresst wird. Beim Gießverfahren wird das Wachs, meist Stearin oder Bienenwachs, zunächst erwärmt und anschließend in die gewünschte Form gebracht. Gegossene Kerzen sind in der Regel schwerer und brennen länger. Das älteste Verfahren für die Kerzenherstellung ist das Kerzenziehen. Dabei wird der Docht durch ein flüssiges Wachsbad gezogen, bis die gewünschte Dicke entsteht. Ein aufwändiges und teures Verfahren, was aber zur Folge hat, dass die Kerze sehr lange und gleichmäßig brennt.
Die Kerzen im Sortiment von Waschbär werden in Europa, besonders in Deutschland und einige auch in Werkstätten für Menschen mit Behinderung gefertigt. Bewährter Tipp: Gute Kerzen sollten schwer sein.
Gütesiegel für Kerzen: RAL und Bio
Wer beim Kerzenkauf sichergehen möchte, dass es sich um eine qualitativ hochwertige Kerze handelt, kann einerseits auf das RAL Gütezeichen achten. Die mit dem Siegel zertifizierten Lichter tropfen nicht, sind ruß- und raucharm und enthalten Rohstoffe, die streng kontrollierten gesundheits- und umweltorientierten Grenzwerten unterliegen. Besser noch ist sicher aber eine Kerze, die mit Bio-Siegel ausgezeichnet ist. Denn hier sind Auflagen und Regeln noch strenger, vor allem was Rohstoffe und Produktion angeht. Bei Deutschlands beliebtester Kerzenart, dem Teelicht, lässt sich in Punkto Umweltschutz schnell eines umsetzen: Auf Produkte ohne Aluminium-Ummantelung achten und so die Umwelt schonen!