Nachhaltige Zimmerpflanzen: Worauf Sie achten können

8,7 Milliarden Euro Umsatz generierte der Markt für Blumen und Pflanzen im Jahr 2018 allein in Deutschland (Statista)1. Doch trotz des grünen Daumens der Deutschen achten bei Weitem nicht alle Pflanzenfans auf die Nachhaltigkeit ihrer Lieblinge. Die Herkunft spielt dabei eine große Rolle. Beispielsweise sind die Niederlande Importland Nummer eins für Rosen – die folgenden Plätze belegen aber direkt schon Länder wie Kenia und Gambia. Ein Blick auf die Herkunft von beispielsweise Topf- und Schnittrosen kann also einen großen (CO2)-Unterschied machen. Was sind aber weitere Faktoren für nachhaltige Zimmerpflanzen?

Nachhaltige Zimmerpflanzen: Auf diese Faktoren kommt es an

In den 70er-Jahren war er ein Pflichtaccessoire in jeder Wohnung. Aktuell erlebt er ein Revival: der Gummibaum. Weiterhin beliebt als Zimmerpflanzen sind ebenfalls Orchideen und der Weihnachtsstern. Neue Trends führen dazu, dass sich Aloe vera neben Bananenpflanzen und Kokospalmen auf der Fensterbank reihen. Doch egal, was gerade Trend ist, ob es sich um nachhaltige Zimmerpflanzen handelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Wird die Raumbegrünung von fern ab importiert, ist sie selten nachhaltig. Dabei können Umweltschützerinnen und Umweltschützer ganz einfach die eigenen Räume mit nachhaltigen Zimmerpflanzen bestücken. Die folgenden Aspekte helfen Ihnen bei einer ökologischen Wahl:

  • Stammen die Pflanzen aus regionaler Züchtung?
  • Wie wurden sie angebaut beziehungsweise unter welchen Bedingungen?
  • Wurden die Pflanzen mit Pestiziden behandelt?
  • Wie setzt sich die Pflanzenerde zusammen, die Sie verwenden?
  • Aus welchem Material ist der Topf der Pflanze?
Blumetöpfe in einem Baumarktregal - in verschiedneen lilanen Tönen.
Ist der Topf aus Keramik, Zink oder Plastik? Auch hier kann man die Nachhaltigkeit der Zimmerpflanzen beeinflussen.

Nachhaltige Zimmerpflanzen mit Siegel kaufen

Zimmerpflanzen verkaufen sich besonders gut, wenn sie gut aussehen. Hinzu kommt, dass die große Nachfrage nach Zierpflanzen eine schnelle Aufzucht erfordert. Und dafür wird mitunter durch Pestizide und Fungizide gesorgt.

Vor allem bei günstigen Angeboten in Super- und Baumärkten sollten Verbraucherinnen und Verbraucher genauer hinsehen. Zum Glück existieren verschiedene Siegel: Sie informieren über Anbau, Nachhaltigkeit und Herkunft der Pflanze. Die folgenden Labels von Anbauverbänden kennzeichnen nachhaltige Zimmerpflanzen:

  • Demeter
  • Naturland
  • EU-Biosiegel

Nachhaltige Zimmerpflanzen aus der Biogärtnerei

Doch nicht jeder hat Lust, sich durch den Siegel-Dschungel zu kämpfen, um einen eigenen zu Hause zu haben. Da kann der Besuch in einer Biogärtnerei Abhilfe schaffen. Eine kurze Recherche im Internet spuckt mit Sicherheit die nächstgelegene Biogärtnerei aus. Dort können Sie sich beraten lassen. Und vielleicht entdecken Sie die eine oder andere heimische Pflanze neu.

Der Besuch in der Biogärtnerei ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie das Grün ihrer Wohnung um eine noch nicht vorhandene Pflanze erweitern möchten. So können Sie sicher sein, dass der neue Sprössling aus einem ökologisch einwandfreien Saatgut entstammt.

Die eigene Anzüchtung mit entsprechenden Samen ist zwar möglich; aber manchmal soll es eben auch schon direkt eine entsprechend große Zimmerpflanze sein – und das kann dann nur der Biogärtner oder die Biogärtnerin bieten. Außerdem unterstützten Sie mit dem Kauf Ihrer nachhaltigen Zimmerpflanzen in der Biogärtnerei ein kreatives umweltfreundliches Handwerk.

Blick in das Gewächshaus einer Gärtnerei.
Ob eine Gärtnerei auch oder sogar nur Bio-Pflanzen anbietet, können Sie vor dem Kauf im Internet erfahren.

Nachhaltige Zimmerpflanzen durch tauschen

Auch bei Pflanzen gilt der Grundsatz: Secondhand ist in der Regel nachhaltiger als ein Neukauf. Denn auch hinter dem Kauf einer Bio-Zimmerpflanze steht ein wasserintensiver Anbau sowie gegebenenfalls CO2-Emissionen für den Transport zum Verkaufsort.

Alternativen stellen deshalb Netzwerke wie eBay Kleinanzeigen, Facebook-Gruppen oder Nachbarschaftsapps wie nebenan.de dar. So können Sie beispielsweise Pflanzen oder Ableger tauschen. Auch Unter- und Übertöpfe werden zu günstigen Preisen angeboten. Das schließt einen Neukauf aus Kunststoff aus. Und große Tontöpfe können aus zweiter Hand ein echtes Schnäppchen sein!

Auch sogenannte Pflanzentauschmärkte oder Pflanzentauschbörsen, wie sie in Köln stattfinden, werden immer beliebter. Sie dienen ebenfalls dem Tausch von Jungpflanzen und Saatgut. Einige sind sogar explizit nicht-kommerziell wie beispielsweise der Pflanzentauschmarkt der Universität Osnabrück. Und wer seine Errungenschaften mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr abholt, bewegt sich auf der direkten Zielgeraden zur nachhaltigen Zimmerpflanze.

DIY – Nachhaltige Pflanzen selbst ziehen

Eine weitere Möglichkeit, um an nachhaltige Zimmerpflanzen zu kommen – einfach selbst welche anpflanzen! Alles, was Sie dafür brauchen:

  • Ökologisches Saatgut
  • Secondhand- oder kunststofffreie Töpfe
  • Torffreie Pflanzenerde

Mittlerweile existieren viele Anlaufstellen für ökologisch zertifizierte Samen; der Baumarkt oder die Supermarktkette von neben an zählt in der Regel aber eher nicht dazu. Der Naturschutzbund (NABU) hat eine Liste im Internet veröffentlicht, mithilfe derer Sie garantiert fündig werden. Wenn Sie samenfeste Pflanzen haben, können Sie Ihr Saatgut auch selbst ernten.

Die richtige Erde für nachhaltige Zimmerpflanzen

Um die Bio-Samen ordentlich „einzutopfen“ benötigen Sie natürlich Pflanzenerde. Und für ein gutes Gelingen der Aussat muss unbedingt die Art der Pflanze beachtet werden. Denn: Nicht jede Zimmerpflanze mag die gleiche Erde. Es gibt von genügsamen bis sehr anspruchsvollen Pflanzen, die nur in einer ganz speziellen Erdzusammensetzung gedeihen, eine große Bandbreite. Und auch hierbei können Sie einen weiteren Beitrag für nachhaltige Zimmerpflanzen leisten. Achten Sie beim Kauf von Erde darauf, dass diese frei von Torf ist. Dieser wird nämlich jahrhundertealten Hochmooren entnommen. Der Abbau von Torf zerstört somit die Lebenswelt zahlreicher Pflanzen und Tiere. „Auch fürs Klima ist der Torfabbau schlecht: Durch die Entwässerung der Feuchtgebiete entweicht CO2, außerdem entfällt ein wertvoller Speicher für das Treibhausgas“, schreibt das Umweltbundesamt in einer Meldung im März 2018.

Das in Blöcken abgestochene und aufgestapelte Torf liegt auf der Erde.
Torfabbau schädigt die komplexen und wichtigen Ökosysteme der Moore sehr. Beim Kauf von Blumenerde sollte man daher darauf achten, dass kein Torf enthalten ist.

Doch warum eigentlich Pflanzenerde kaufen? Gut verrottete Komposterde kann nämlich ebenso für die Bepflanzung von Zimmerpflanzen verwendet werden. In regionalen Anzeigeportalen besteht häufiger auch die Möglichkeit, sogenannte Muttererde zu kaufen. Dabei handelt es sich um Erde, die im Zuge eines Bauprojekts ausgehoben wurde. Bauherren und Bauherrinnen bieten diese oftmals zum Verkauf an, da sie für die Entsorgung finanziell aufkommen müssen. Hier muss jedoch der Hinweis angebracht werden, dass die Herkunft beziehungsweise die genaue Zusammensetzung der Erde oft unklar ist.

Falscher Freund Kokoserde

Als umweltfreundliche Alternative gilt auf den ersten Blick auch Pflanzenerde aus Kokosfasern. Diese enthält nämlich keinen Torf. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, wenn die Kokoserde keine entsprechenden Siegel oder Zertifikate vorzeigen kann. Dann ist sie unter Umständen nämlich alles andere als nachhaltig. Ein Grund dafür ist, dass der Anbau von Kokospalmen mitunter auf Plantagen im Regenwald stattfindet und die Abholzung des Waldes dem Klima schadet. Hinzu kommt unter Umständen die Enteignung der Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort für die Erweiterung des Anbaugebiets. Letzteres kann natürlich durch den bewussten Kauf von Fairtrade-Kokos-Erde vermieden werden. Die enormen CO2-Emissionen, die beim Import vom Anbauland in den heimatlichen Blumentopf entstehen, existieren jedoch weiterhin.

Pflanzenschutz für nachhaltige Zimmerpflanzen

Ob Sie nun selbst den grünen Daumen geschwungen oder die Pflanze in der Biogärtnerei Ihres Vertrauens gekauft haben – die grünen Lieblinge sollen möglichst lange gesund bleiben. Und dafür braucht es nicht immer die Chemiekeule.

Der BUND stellt eine Übersicht ökologischer Pflanzenschutzmittel zur Verfügung; zwar liegt der Fokus auf Gartenpflanzen, allerdings können Pflanzenextrakte aus Tee, selbst hergestellten Brühen und Jauchen auch bei Zimmerpflanzen Wunder wirken.

Aber auch andere Hausmittel können bei Krankheiten und Wehwehchen helfen. Ein häufiges Problem bei Zimmerpflanzen ist beispielsweise der Befall durch die Trauermücke. Um die nervigen Tierchen in ihre Schranken zu weisen gibt es verschiedene Tricks. Einer davon: Einfach die Pflanze umtopfen oder eine dicke Schicht Sand oben auftragen. Das verhindert, dass die weiblichen Tiere ihre Eier erneut in der Erde ablegen können.

Quelle:

1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/206256/umfrage/umsatz-mit-blumen-und-pflanzen/

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