In Resonanz mit der Natur – der heilende Klang der Naturinstrumente
Fröhliches Vogelgezwitscher, ein raschelnder Blätterwald oder ein kräftiges Meeresrauschen … Die vielen Facetten der Naturgeräusche sind nicht nur kleine akustische Wunder. Sie haben auch eine entspannende Wirkung auf unseren Körper und unsere Seele. Messbar ist dieser Effekt in unserer „Schaltzentrale“, dem Gehirn: Wenn wir natürlichen Tönen lauschen, organisieren sich unsere Denkvorgänge neu. Naturinstrumente tragen diese wohltuende Wirkung ebenfalls in sich und bieten sowohl Spaß als auch Erholung für die ganze Familie.
Inhalt
Stressabbau durch natürliche Klanglandschaften
Dass Naturgeräusche handfeste Vorteile haben, geht auch aus einer Studie der US-nationalen Akademie der Wissenschaften hervor. Hierzu haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen rund 40 Studien analysiert, die sich mit den gesundheitlichen Vorteilen von Naturgeräuschen beschäftigt haben.
Das Resultat: Menschen, die sich regelmäßig in der Natur aufhalten und damit in natürlichen Klanglandschaften unterwegs sind, erleben vergleichsweise weniger Schmerz und Stress. Im Gegenzug haben sie eine verbesserte Stimmung und kognitive Leistung. So eignet sich nach Ansicht der Forschenden Vogelgezwitscher am besten, um Ärger und Stress abzubauen. Natürliche Wassergeräusche sollen hingegen positive Emotionen fördern und sich positiv auf Schmerzerleben und Blutdruck auswirken.
Naturinstrumente als musikalische Meditation
Die mentale Erholung durch Naturgeräusche basiert unter anderem darauf, dass natürliche akustische Umgebungen Sicherheit und eine geordnete Welt ohne Gefahr vermitteln. Das wiederum kann uns Menschen das Gefühl geben, Kontrolle über unseren psychischen Zustand zu haben. Es entspannt und bietet mentale Erholung.
Einen ähnlich beruhigenden Effekt auf unseren Körper hat das Hören und Spielen von Naturinstrumenten. Die Instrumente und das Zubehör sind hauptsächlich natürlichen Ursprungs. Daraus ergeben sich besonders sanfte und erdende Klänge. Zudem ist das Spiel mit Naturinstrumenten vorwiegend intuitiv. Daher finden auch Menschen ohne Notenkenntnisse einen leichten Zugang zu dieser musikalischen Form von Meditation. Einige Instrumente lassen sich sogar selbst bauen.
Selbst gebaute Naturinstrumente: zu Gast bei einem Instrumentenbauer
„Das harmonische Spiel eines Instruments führt ähnlich wie beim Lauschen von Naturgeräuschen dazu, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf einen angenehmen Klang fokussieren und uns mental entspannen. Dabei eignen sich vor allem Instrumente, die frei und aus dem Bauch heraus spielbar sind“, erklärt Frank Heinkel. Der 51-Jährige ist Musiker und baut Naturinstrumente. Eines seiner Steckenpferde ist die N’goni, eine westafrikanische Harfe, die er in den letzten 15 Jahren für sich perfektioniert hat. Die Grundlage bietet eine Kalebasse, eine Art Kürbis, der in Afrika an Bäumen wächst und zu den ältesten Kulturpflanzen weltweit gehört. Daneben kommen ein Ziegenfell, Saiten sowie verschiedene Hölzer zum Einsatz. In rund 40 Stunden Handwerkskunst fertigt der ehemalige Zahntechniker damit ein ganz besonderes Naturinstrument, das hierzulande noch relativ unbekannt ist.
Ein besonderes Naturinstrument – die N’goni
„Das Besondere an der N’goni ist einerseits, dass sie pentatonisch gestimmt ist. Das bedeutet, dass von den üblichen sieben Tönen einer Tonleiter nur fünf (griechisch „penta“) verwendet werden. Somit ist die N’goni auch bei völligen Neulingen nie wirklich verkehrt und klingt fast immer harmonisch. Andererseits werden in bequemer Spielhaltung Daumen und Zeigefinger beider Hände absolut gleichwertig benutzt. Das hat einen sehr positiven, ausgleichenden Einfluss auf beide Gehirnhälften.“
Laut Heinkel finden damit alle Altersklassen, unabhängig vom musikalischen Können, einen leichten Zugang zu diesem Instrument. „Es bedarf keiner Notenkenntnisse. Das macht es besonders einfach, direkt mit dem Spiel zu beginnen und so die beruhigende Wirkung zu erfahren“, erläutert der Instrumentenbauer. Zu seinen Kunden, so erzählt er, zählen Musiker und Musikerinnen, Therapeuten und Therapeutinnen, aber auch musikinteressierte Menschen, die „mal etwas Neues“ ausprobieren wollen.
In den letzten Jahren habe sich gezeigt, dass die sanften, erdenden Töne vor allem hyperaktiven Kindern und Menschen mit einem erhöhten Ruhebedürfnis, darunter Hochsensible und Menschen mit psychischen Herausforderungen, zugutekommen. „Viele berichten, dass sie sich im Spiel mit der N’goni verlieren und endlich einmal richtig fallen lassen können. Sie finden Ruhe im Kopf, weil hier weder Leistung noch Perfektion gefordert ist und die Töne je nach Stimmung einfach so aus dem Selbst heraus kommen dürfen“, schildert Heinkel seine Erfahrungen.
Die positiven Effekte der Musik
Sein Wissen im N’goni-Spiel und Instrumentenbau hat sich der 51-Jährige unter anderem durch Aufenthalte in Afrika angeeignet. Heute gibt er seine Kenntnisse in Workshops und Seminaren weiter. In diesem Rahmen erhalten Interessierte auch einen Einblick in die positive Wirkung von Musik, Klang und Rhythmus: „Musik und Rhythmus als medizinische beziehungsweise therapeutische Hilfe hat eine lange Tradition. Viele Naturvölker nutzen Naturinstrumente, um körperliche oder psychische Leiden zu kurieren. Tonfolgen, Rhythmen und Klänge berühren uns unmittelbar. Sie sind Vehikel für Gefühle, welche selbst dort hinreichen, wo die verbale Sprache endet“, erläutert Heinkel. Das Musizieren verändere auch den Herzschlag, die Atemfrequenz, die Muskelspannung und den Blutdruck. Hierdurch schütte das Gehirn Endorphine aus und lindere somit Stress. Das könne auch das Schmerzempfinden verringern.
Gerade das Musizieren in der Gruppe kann laut Heinkel besonders heilsam sein. Das Zugehörigkeitsgefühl zum großen Ganzen werde stimuliert, gleichzeitig jedoch behalte jede und jeder die individuelle „Stimme“. „Durch den Ausdruck über die Stimme oder ein Instrument können Menschen sich sowohl für sich selbst als auch für den Gegenüber erlebbar machen. Das ermöglicht einen tieferen Einblick in die Seele und das körperliche beziehungsweise psychische Wohlergehen.“ Nicht ohne Grund heiße es: „Wo die Sprache endet, beginnt die Musik“. Musizieren ermöglicht nicht nur Ausdruck, sondern gleichermaßen gelebte Emotionalität. Sie beflügelt und versetzt uns in Hochstimmung, sie entspannt, bereitet Gänsehaut und bringt uns zum Weinen.
Naturinstrumente selber bauen: DIY-Anleitungen
Je natürlicher ein Instrument ist, umso verbundener kann sich ein Mensch mit Natur und Erde fühlen. Wer nun Lust bekommen hat, sich einmal näher mit natürlichen Klängen und Naturinstrumenten zu beschäftigen, der muss nicht zwingend weit reisen.
Einige einfache Naturinstrumente lassen sich problemlos selbst bauen. „Zapfen, Nüsse, Steine, Eicheln oder Stöckchen – im Grunde gibt der Wald alles her, um sich ein kleines Naturorchester zusammenzustellen. Gerade für Kinder gibt es hier viele Möglichkeiten, einfache Naturinstrumente selbst zu bauen und so die Natur auf akustische Weise zu erforschen“, empfiehlt Heinkel.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche Instrumente Sie für sich oder Ihre Kinder ganz einfach selbst bauen können.
Rassel aus Zapfen
Das brauchen Sie
- einige Tannenzapfen
- gleich lange Schnüre
- 1 größeren Stock
Und so geht’s
- Die Zapfen an die Schnüre binden.
- Die Schnüre am Stock befestigen.
Beim Rasseln wird ein raschelnder Ton erzeugt.
Holz-Xylophon
Das brauchen Sie
- 1 starken Stock
- mehrere unterschiedlich lange Äste
- einige Schnüre
- 1 Stock, der als Schlegel dient
Und so geht’s
- Die Äste mit den Schnüren an dem starken Stock aufhängen.
- Die Äste dabei von klein nach groß positionieren.
Beim Anschlagen des Xylophons mit dem Schlegel kann man sehr gut hören, wie unterschiedlich die verschiedenen Holzlängen und auch Holzarten klingen.
Grasgitarre
Das brauchen Sie
- einige robuste Grashalme
- 1 flexiblen Ast, am besten Hasel oder Weide
Und so geht’s
- Die Grashalme an dem flexiblen Ast befestigen.
- Die Enden dabei so binden, dass die Grashalme auf Spannung stehen. So entstehen beim Zupfen leise Töne.
Dieses Naturinstrument eignet sich für Erwachsene sowie für ältere Kinder. Falls keine Grashalme zur Hand sind, lassen sich auch Schnüre auf den Ast spannen.
Natürliche Rassel
Das brauchen Sie
- kleine Waldelemente, z. B. Eicheln, Nüsse, Steine, Rindenstücke oder Stöckchen
- 1 leere Dose, 1 leeres Glas oder 1 leere Klopapierrolle
- 1 Stück Stoff
- Faden
Und so geht’s
- Das Behältnis mit den Fundstücken befüllen.
- Das beziehungsweise die offenen Enden mit Stoff und Faden verschließen.
Klangleiter
Das brauchen Sie
- einige verschieden lange Astabschnitte, am besten abgelagerte Äste
- 1 langen Ast
- 1 Messer
Und so geht’s
- Die Äste, die als Klanghölzer dienen sollen, links und rechts etwas einschneiden, sodass eine umrundende Rille entsteht.
- Die Schnur nacheinander in die Rillen der Äste legen und jeweils mit einem Knoten verschließen.
- Der längste Ast dient als Klöppel.
Holunderflöte
Für dieses Naturinstrument brauchen Sie etwas Geduld.
Das brauchen Sie
- möglichst gerade gewachsenen, fingerdicken Holunderzweig ohne Seitenäste
- 1 etwas dünneren Ast
- 1 Messer
Und so geht’s
- Vom Holunderzweig ein etwa 20 Zentimeter langes Stück abschneiden.
- Das innere Mark des Zweiges mit einem etwas dünneren Ast herausstoßen. Das Mark bitte aufbewahren – Sie benötigen es in einem nächsten Schritt.
- Den ersten Schnitt etwa einen Zentimeter breit vom Ende des Zweiges quer zur Wuchsrichtung setzen.
- Ab hier im Abstand von zwei Zentimetern weitere Kerben in das Holz schnitzen. So lange kerben, bis ein Durchbruch in den Hohlraum der Holunderflöte entsteht. Achtung: Beim Kerben bitte vorsichtig arbeiten.
- Das zuvor ausgestoßene Markstück noch einmal etwas abflachen und dann in die Flöte hineinstecken. Alternativ lässt sich ein weiterer Zweig verwenden, der so genau wie möglich in den ersten Abschnitt zwischen Mundstück und erstem Schnitt passt.
Tipp: Versuchen Sie, das Ende der Flöte mit dem Finger zu verschließen, oder schnitzen Sie weitere Löcher in die Flöte. Je mehr Löcher offenstehen, desto höher werden die Töne.