Pflanzenkohle: Wasser- und Nährstoffspeicher im Garten

Pflanzenkohle wird mit einer Schaufel in den Boden im Garten eingearbeitet.

Im Amazonas-Gebiet in Südamerika ist Pflanzenkohle bereits seit Jahrtausenden Bestandteil der Terra Preta. Das sind fruchtbare Schwarzerde-Böden, die einst von Menschenhand geschaffen wurden und ein Resultat konsequenter Kreislaufwirtschaft sind. Die stark saugfähige Kohle sorgt hier dafür, dass die nährstoffreichen, mit organischem Material wie Küchenabfällen, Knochen und Fäkalien angereicherten Böden nicht durch die im Amazonasgebiet besonders reichlichen Niederschläge ausgewaschen wurden. Diese Erkenntnisse können wir uns heute noch im Garten und in der Landwirtschaft zunutze machen.

Welche besonderen Eigenschaften hat Pflanzenkohle?

Pflanzenkohle ist extrem porös und bröselig – und genau darin liegen ihre Superkräfte.

Pflanzenkohle als Wasserspeicher

Das große Porenvolumen der Pflanzenkohle ermöglicht es ihr, das Fünffache ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit zu speichern. „Gerade bei durch den Klimawandel immer öfter auftretendem Starkregen kann sie Niederschläge wie ein Schwamm aufsaugen und im Boden halten. So steht das Wasser den Pflanzen längerfristig zur Verfügung, statt zu versickern oder oberflächlich abzulaufen“, erläutert Terra-Preta-Experte Joachim Böttcher von der Stiftung Lebensraum.

Einsatz als Schadstofffilter

Aus belasteten Böden oder verschmutzten Gewässern kann Pflanzenkohle Schadstoffe aufsaugen und herausfiltern, weshalb sie auch bei Pflanzenkläranlagen immer häufiger zum Einsatz kommt.

Lebensraum für Mikroorganismen

Auf der Oberfläche der Pflanzenkohle siedeln sich außerdem für die Bodengesundheit wichtige Pilze und Bakterien besonders gern an. Diese können Schadstoffe nicht nur abbauen, sondern zersetzen auch fleißig organisches Material, was Pflanzen mit Nährstoffen versorgt. „Sogar in Gebieten, wo es verheerende Waldbrände gegeben hat, gibt es bestimmte Holzkohlebakterien, die den Boden nach einem Brand wieder aktivieren. Diese Bakterien hat man unter anderem auch in der ursprünglichen Terra Preta im Amazonasregenwald entdeckt. Eine biologische Aktivierung der Pflanzenkohle mit Mikroorganismen ist maßgeblich für eine positive Wirkung im Boden. Unbehandelte Pflanzenkohle dagegen könnte sogar die Nährstoffe im Boden festlegen, sodass die Pflanzen nicht drankommen“, so Joachim Böttcher.

In einer Hand liegt etwas Gartenerde, die mit feiner Pflanzenkohle und Mikroorganismen aufgewertet wurde.
Für den Einsatz von Pflanzenkohle ist die Aktivierung mit Mikroorganismen wichtig.

Was ist beim Einsatz von Pflanzenkohle im Garten zu beachten?

Aufgrund ihrer starken Saugfähigkeit ist es nicht empfehlenswert, Pflanzenkohle einfach großflächig im Garten auszubringen. Stattdessen sollten Sie die Kohle mithilfe von Mikroorganismen aktivieren. Diese wiederum müssen ausreichend organisches Material vorfinden, um sich zu ernähren und zu vermehren. Ist das nicht gegeben, kann Pflanzenkohle dem Boden sogar Nährstoffe entziehen, was zu Ertragseinbußen führen kann.

Wer einen eigenen Kompost hat, kann diesem regelmäßig Pflanzenkohle beimischen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Während des Kompostierungsprozesses reichert sich die Kohle nicht nur mit Mikroorganismen und Nährstoffen an. Sie speichert auch Wasser, bewahrt so den Kompost vor dem Austrocknen und bindet zudem unangenehme Geruchsstoffe.

Alternativ kann man fertige Terra-Preta-Mischungen kaufen, die meist aus Pflanzenkohle, effektiven Mikroorganismen und Gesteinsmehl bestehen. Doch hierbei sollten Sie unbedingt die Gebrauchsanweisung beachten. In der Regel benötigt man trotz der bereits enthaltenen Mikroorganismen zusätzlich Mulch sowie frischen Mist, Bokashi oder reifen Kompost, damit sich die Bodenfruchtbarkeit langfristig steigern lässt.

Die Herstellung von Pflanzenkohle

Während Holzkohle nur aus Holz besteht, werden für Pflanzenkohle auch andere Reststoffe wie Grünschnitt, Stroh, Maiskolben, Nussschalen oder Getreidespelz karbonisiert. Joachim Böttcher erklärt den Herstellungsprozess: „Die vorwiegend holzartige Biomasse wird bei 600 bis 800 °C in einem geschlossenen Raum und damit unter Sauerstoffausschluss verschwelt. Dabei entsteht neben dem Endprodukt Pflanzenkohle auch Energie, wodurch der Produktionsprozess insgesamt sehr effizient ist.“

Klimaschutz mit Pflanzenkohle

Verglichen mit einem normalen Verbrennungsprozess auf dem Grill oder im Kamin oder bei der Verrottung von Biomasse bleibt bei der Karbonisierung unter Sauerstoffausschluss mehr CO2 in der Kohle gebunden. Kommt diese im Garten oder in der Landwirtschaft zum Einsatz, kann der Kohlenstoff über Jahrhunderte im Boden gebunden werden, ohne das Klima zu belasten. Aus diesem Grund rät Joachim Böttcher davon ab, Pflanzenkohle selbst herzustellen. „Man braucht schon professionelles Equipment, damit während der Pyrolyse eine hochwertige Pflanzenkohle entsteht und zugleich eine gute Energieausbeute ermöglicht wird. Idealerweise werden moderne Pyrolyseanlagen von einer Gemeinde angeschafft – nicht nur zur sinnvollen Verwertung von Grünschnitt und anderer Biomasse, sondern auch für eine nachhaltige, lokale Energiegewinnung.“

Worauf ist beim Kauf von Pflanzenkohle zu achten?

Beim Kauf von Pflanzenkohle gibt es einiges zu beachten. Damit ihr klimapositiver Effekt nicht durch lange Transportwege zunichtegemacht wird, sollte die Pflanzenkohle möglichst aus Europa, besser noch aus Deutschland stammen. Sie sollte zudem nur aus Biomasse-Abfällen bestehen und nicht aus Pflanzen, die eigens zur Herstellung von Pflanzenkohle angebaut werden. Für Bio-Pflanzenkohle gibt es außerdem einen freiwilligen europaweiten Standard, das European Biochar Certificate (EBC). Dieses gewährleistet unter anderem, dass mit der Kohle keine Schadstoffe in den Boden gelangen.

Fazit

Pflanzenkohle kann im Garten in Kombination mit Mikroorganismen und organischem Material einen wichtigen Beitrag für eine verbesserte Fruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens leisten. Dabei bindet sie gleichzeitig klimaschädliches CO2 und kann Schadstoffe filtern. Die Pflanzenkohle sollte möglichst aus Abfallprodukten aus Deutschland stammen und EBC-zertifiziert sein.

 

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