Ökologisch Schnecken bekämpfen: Tipps vom Profi
Es gibt wohl keinen Gartenschädling, über den so viel gejammert wird wie über die ungeliebte Nacktschnecke. Kein Wunder, denn sie kann über Nacht bei gerade gekeimten Aussaaten oder bei frisch gesetzten Gemüsejungpflanzen für einen Totalausfall sorgen. Es gibt jedoch zahlreiche ökologisch vertretbare Maßnahmen, wie Sie Schnecken bekämpfen und den Schädling eindämmen können.
Inhalt
Halt! Bevor es an die Schneckenbekämpfung geht: Nicht alle Schnecken sind schädlich
Von den vielen Hundert heimischen Schnecken richten nur wenige Arten Schäden in unseren Gärten an. Grundsätzlich sind die Schnecken wichtig für ein intaktes Ökosystem und erfüllen im Naturkreislauf ihre Aufgabe als Zersetzer.
Der Gärtnerschreck Nr. 1 ist die durch Gemüseimporte eingeschleppte Spanische Wegschnecke, die sich seit den 1970er-Jahren massiv ausgebreitet hat. Diese rötlichbraune Nacktschnecke hat die heimischen Arten stark zurückgedrängt. Gartenwegschnecken, Ackerschnecken und Egelschnecken sind wesentlich seltener an den Fraßschäden beteiligt.
Gehäuseschnecken wie die Schnirgelschnecken und Weinbergschnecken richten kaum Schaden an. Sie ernähren sich überwiegend von Pilzen, Algen und abgestorbenen Pflanzen. Die geschützten Weinbergschnecken fressen die Eier der schädlichen Nacktschnecken. Es gibt sogar eine Raubschnecke, die Jagd auf die gefräßigen Artgenossen macht: Die schwarz gescheckten Tigerschnegel werden deshalb auch zum Verkauf angeboten.
Kenne deinen Feind: Interessante Schneckeninfos
Die ungeliebten Nacktschnecken sind vorwiegend Zwitter, was zur starken Vermehrung beiträgt. Vor der Begattung sind es Männchen, die danach zu weiblichen Tieren werden und dann Unmengen Eier produzieren: Eine Schnecke legt meist im Herbst 100-300 Eier ins Erdreich, die dort den Winter überdauern.
Vor allem nachts und bei feuchter Witterung gehen die schleimigen Gesellen auf Nahrungssuche. Sie benötigen nämlich Feuchtigkeit für die Schleimproduktion. Der Schleim schützt sie vor Austrocknung und dient zur Fortbewegung. Sie „surfen“ elegant auf dem selbst erzeugten Schleim vorwärts.
Schnecken haben einen unglaublichen Geruchssinn: Sie können ihr Lieblingsfutter auf 50 Meter Entfernung riechen. In einer Nacht legen sie ohne weiteres 15-20 Meter Wegstrecke zurück. Außerdem besitzen sie ein Langzeitgedächtnis, das heißt sie kehren Nacht für Nacht zu ihrem Leckerbissen zurück, bis nur noch ein Gerippe übrig ist.
Schnecken bekämpfen: Was kann der Gärtner zur Schneckenbekämpfung tun?
Wenn Sie sehr viele Schnecken im Garten haben, gibt es einige grundsätzliche Maßnahmen, um ihnen das Leben möglichst schwer zu machen:
Gießen Sie Ihre Pflanzen früh morgens und nicht abends, sonst bescheren Sie den nachtaktiven Tierchen optimale Feuchtigkeitsverhältnisse. Ein frisch gegossener Gartenboden in einer warmen Sommernacht ist „Wohlfühlklima pur“ und versetzt die Schnecken in absolute Partylaune. Am besten Sie gießen nur punktuell an den Wurzeln der Pflanzen, anstatt den ganzen Garten großflächig zu nässen. Im Freiland genügt es, zweimal wöchentlich gründlich zu gießen.
In einem schneckenreichen Garten sollten Sie dicke Mulchschichten vermeiden, denn darunter fühlen sie sich besonders wohl. Vor allem feuchtes Gras lockt die ungeliebten Feinschmecker an, während sie sich unter Strohmulch nicht so wohlfühlen.
Monokulturen begünstigen Schnecken, vor allem wenn es sich um deren Lieblingspflanzen handelt. Deshalb gehören artenreiche Mischkulturen zu den vorbeugenden Maßnahmen.
Pflanzen Sie möglichst nur kräftige und gesunde Pflanzen in Ihren Garten. Schnecken haben eine Vorliebe für kränkelnde Pflanzen. Und säen bzw. pflanzen Sie generell etwas mehr aus, als Sie benötigen.
Zu den absoluten Schnecken-Leibgerichten zählen junge, zarte Pflänzchen, sodass diese nicht ungeschützt im Garten stehen sollten. Manche Gewächse mögen Schnecken jedoch nicht so gerne, weshalb man diese Pflanzen in einem „Schneckengarten“ bevorzugen sollte (siehe folgende Übersicht). Aber Vorsicht, nicht jede Schnecke hält sich daran: So kann es durchaus vorkommen, dass sie auch ungeliebte Pflanzen angeknabbern, vor allem solange sie noch jung sind.
Übersicht: Diese Pflanzen lieben oder verschmähen Schnecken
Bei Schnecken beliebte Pflanzen
Gemüse: Bohnen, Chinakohl, Erdbeeren, Kopfsalat, Kohlrabi, Kürbis, Paprika, Sellerie, Zucchini, Weißkohl
Kräuter: Basilikum, Dill, Kresse, Marienblatt, Mariendistel, Petersilie, Senf
Blumen: Astern, Petunien, Dahlien, Funkien, Rittersporn, Sonnenhut, Sonnenblumen, Studentenblumen (Tagetes), Zinnien
Von Schnecken verschmähte Pflanzen
Gemüse: Endivie, Fenchel, Feldsalat, Knoblauch, Lauch, Mangold, Rote Bete, Rote Salate, Radicchio, Zuckerhut
Kräuter: Beifuß, Bohnenkraut, Borretsch, Dost, Eberraute, Lavendel, Oregano, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei, Ysop, Wermut, Weinraute
Blumen: Frauenmantel, Königskerze, Kalifornischer Mohn, Kornblume, Maiglöckchen, Malven, Pfingstrosen, Ringelblumen, Schafgarben, Schlüsselblumen
Schnecken bekämpfen – Methode 1: Schnecken müssen draußen bleiben!
Es gibt zahlreiche Methoden, um die gefräßigen Gesellen vom zarten Kopfsalat fernzuhalten. Praxiserprobt und effizient sind Schneckenzäune. Sie sind aus Blech oder Kunststoff gefertigt und verhindern mit einer im spitzen Winkel gebogenen Oberkante das Einwandern. Man muss lediglich darauf achten, dass keine überhängenden Pflanzen als „Leiter“ genutzt werden und dass innerhalb der Umzäunung alle Schnecken abgesammelt werden. Die Zaunelemente sind allerdings relativ teuer, was bei großen Gärten ins Gewicht fällt. Es gibt auch mit Schwachstrom betriebene Elektrozäune.
Ebenfalls zum Aussperren der Schnecken dienen Barrieren aus Kupferband, die nur ungern überkrochen werden. Außerdem bieten verschiedene Firmen ungiftige, witterungsbeständige Barrieren in Form von Gel oder als Schutzanstrich an. Ein kleiner Schutzzaun für einzelne Pflanzen nennt sich „Schneckenkragen“ oder „Schneckenhut“.
Methode 2 zur Schneckenbekämpfung: Abwehren oder Abschrecken
In der Gartenliteratur sind Barrieren aus saugfähigen Streumaterialien sehr beliebt. Genutzt werden hierbei gerne Asche, Branntkalk, Sand, Sägemehl, Sägespäne, Steinmehl, aber auch Eichenrinde, Fichtennadeln, Kaffeepulver und Getreidespreu. Dabei ist zu beachten, dass einige davon den pH-Wert des Bodens verändern: Kalk (alkalisch), Fichtennadeln, Eichenrinde und Kaffeepulver (sauer). Als besonders wirksam hat sich das Ausstreuen von Kalk, Holzasche und Sägemehl erwiesen.
Saugfähige Materialien werden ungern überkrochen, da sie das Schleimreservoir der Schnecken stark strapazieren. Die Barrieren werden um die Beete gestreut und müssen mindestens 30 cm breit sein, um die Schnecken effektiv abzuhalten. Erfolgreich ist diese Methode allerdings nur bei trockenem Wetter, wenn die Schnecken ohnehin nicht so aktiv sind.
Eine weitere Möglichkeit sind Barrieren aus schneckenabweisenden Pflanzen. Dazu zählen z.B. die Blätter von Farn, Tomate, Schwarzer Johannisbeere, Lavendel, Salbei und Wermut. Diese Pflanzen werden in Form von Mulch, Tee oder Jauchen eingesetzt und um die gefährdeten Pflanzen gelegt bzw. gegossen. Ein daraus hergestellter Tee kann auch zum Besprühen der Pflanzen eingesetzt werden (10 g Kräuter auf 2 Liter Wasser). Sehr bewährt haben sich auch käufliche Spritzmittel aus Lebermooskonzentrat. Genau wie bei den saugfähigen Streumitteln gilt: Die Barrieren müssen nach einem Regenguss erneuert werden.
Methode 3: Schnecken bekämpfen durch Anlocken und Absammeln
Eine interessante Methode ist das Anlocken der schleimigen Feinschmecker mit speziellen Leckerbissen. So werden sie von den eigentlichen Gartenpflanzen abgelenkt, die somit ungestört heranwachsen können. Pflanzen Sie also ein „Opferbeet“ mit Lieblingsspeisen, bei denen jede Schnecke schwach wird: Kopfsalat, Dahlien, Kresse, Senf oder Studentenblumen (Tagetes).
Es gibt auch noch andere Lock-Köder, die häufchenweise am Rand der Beete ausgebracht werden: Katzentrockenfutter, Hundebiskuits, Haferflocken, Weizenkleie oder rohe Kartoffelscheiben. Am besten wirken gut angefeuchtete Köder. Die Lockmethode mit „Leckerli“ hat den Nachteil, dass immer neue Schnecken angereist kommen und sich auf Dauer in Ihrem Garten einquartieren. Diese Methode ist also nur hilfreich, wenn Sie die Schnecken beständig absammeln.
Der absolute Lieblingsduft aller Schnecken ist Bier, was man sich deshalb mit sogenannten „Bierfallen“ zunutze macht. Der Nutzen ist allerdings gering: Zwar ertrinken einige gierige Alkoholikerschnecken, aber der Bierduft sorgt dafür, dass sämtliche Nachbarschnecken zum Saufen und Feiern anreisen. Während die Nachbargärten bald schneckenfrei sind, steigt in Ihrem Garten jede Nacht eine Fete!
Schnecken können Sie jedoch nicht nur mit Leckerbissen anlocken und dann absammeln, sondern auch mithilfe von Versteckmöglichkeiten. Bieten Sie Ihren Gartenbesuchern also nicht nur Kost, sondern auch gleich Logie an! Das ist sinnvoller, denn dort können Sie sie dann tagsüber gut absammeln. Besonders geeignet sind alte Bretter, Dachziegel, Steinplatten, umgedrehte Blumentöpfe oder Teller sowie große Blätter (Rhabarber). Diese Plätze werden auch gerne zur Eiablage genutzt, sodass Sie auch gleich die zukünftige Schneckengeneration beseitigen können.
Schnecken bekämpfen – Methode 4: Töten. Oder doch lieber wegtragen?
Beim Absammeln kann in einem „Schneckengarten“ täglich so manches Eimerchen gefüllt werden. Da stellt sich die Frage, wohin mit dem schleimigen Sammelgut? Viele GärtnerInnen töten die Schnecken durch Zerschneiden oder Überbrühen mit kochendem Wasser. Wenn Sie sich dafür entscheiden, ist es wichtig zu wissen, dass Nacktschnecken kannibalisch veranlagt sind und sich gerne über tote Artgenossen hermachen. Diese müssen Sie also fernab der Gartenbeete entsorgen.
Ich persönlich habe mich gegen das Schneckengemetzel entschieden und trage die schleimigen Kerle auf eine entlegene Wiese. Man muss dabei aber bedenken, dass Schnecken einen guten Orientierungssinn besitzen und unglaublich „heimatverbunden“ sind. Mit anderen Worten: Weggetragene Schnecken kommen zurück! Aus meiner Erfahrung sollten sie mindestens 50-100 m vom Garten entfernt ausgesetzt werden. Forscherteams verschiedener britischer Hochschulen ermittelten eine Wegtragedistanz von mindestens 20 m, was meine Schnecken leider nicht bestätigen konnten.
Die beste Absammelzeit ist morgens und abends, am besten täglich. Ausdauer wird belohnt, denn schon nach einigen Tagen nimmt die Zahl der gesammelten Schnecken ab. Allerdings nur, wenn Sie eine Zuwanderung von außen verhindern. Nutzen Sie für die schleimige Sammelaktion Handschuhe oder eine Schneckenzange.
Methode 5: Schnecken bekämpfen heißt Schneckenfeinde unterstützen
Zu den Grundsätzen des biologischen Gartens gehört die Förderung der natürlichen Schneckenfeinde. Zu den Tieren, die Schnecken oder Schneckeneier fressen gehören z.B. Kröten, Igel, Spitzmäuse, Eidechsen, Blindschleichen, Glühwürmchen und verschiedene Laufkäfer. Auch Vögel (Amseln, Stare) tragen fleißig zur Regulierung des Schneckenbestandes bei. All diese Tiere können durch entsprechende Lebensräume unterstützt werden: Gehölz- und Reisighaufen, Steinmauern, Sträucher und Hecken.
Leider verschmähen fast alle Nützlinge den Hauptschädling, die Spanische Wegschnecke. Der zugereiste Spanier schmeckt nämlich wesentlich bitterer und schleimiger, weshalb heimische Schnecken bevorzugt werden. Doch es gibt auch hier Rettung…
Schnecken bekämpfen – Methode 6: Die Laufente, der Schrecken aller Schnecken
Die Indische Laufente ist ein zuverlässiger Schneckenvertilger, die auch die Spanische Wegschnecke nicht verschmäht. Die Laufenten sind vor allem in großen Gärten und im Erwerbsanbau sehr effektiv und sinnvoll. Sie können die Flächen vor der Aussaat oder Anpflanzung gründlich reinigen. Später sollte man sie nicht mehr in die Beete lassen, da sie mit ihrem Kot Gemüse und Kräuter verunreinigen.
Laufenten benötigen zur artgerechten Haltung eine Bademöglichkeit. Wasserstellen sind auch deshalb wichtig, damit die schleimigen Schnecken gut durch den Hals rutschen, denn es kann durchaus vorkommen, dass eine Laufente ansonsten an einer dicken Schnecke erstickt.
Keine gute Anti-Schnecken-Methode: Chemische Schneckenbekämpfung möglichst vermeiden
Viele Gärtner bekämpfen die Nacktschnecken immer noch chemisch. Dabei kommen vor allem zwei Wirkstoffe zum Einsatz, die mit einem Lockstoff kombiniert werden. Der Wirkstoff Eisen-III-Phosphat ist sogar im biologischen Landbau zugelassen und gilt als nützlingsschonend. Die Schnecken hören auf zu fressen und gehen langsam ein.
Im Vergleich zu den Präparaten mit dem Wirkstoff Metaldehyd kommt es nicht zum Ausschleimen der Schnecken. Metaldehyd sagt man negative Auswirkungen auf Bodenorganismen, Nützlinge und Haustiere nach. Im professionellen Anbau wird außerdem das Nervengift Methiocarb eingesetzt, welches auch für Menschen giftig ist. Was jedoch allen chemischen Schneckenmitteln gemeinsam ist: Sie töten auch die harmlosen Gehäuseschnecken.
Die Schnecken haben Sie im Griff, aber Blattläuse treiben Sie in den Wahnsinn? Lesen Sie hier Rudi Beisers Beitrag zum Thema „Blattläuse ökologisch bekämpfen“ im Waschbär-Magazin.