Einfach selbst gemacht: ungewöhnliche Milchalternativen

Die Inspiration für diesen Beitrag wurzelt in meinem Italien-Urlaub vor ein paar Monaten. Vor der Reise hatte ich mich darauf eingestellt, dass es zwar vielfältige vegetarische Essensangebote geben wird, doch vegan wohl eher eine Herausforderung werden würde. Umso überraschter war ich, selbst im kleinsten Supermarkt fast mehr Auswahl zu haben als zu Hause in Deutschland. Beim letzten Stopp vor der Heimfahrt stand ich beim Einkaufen plötzlich vor einer Packung Kamut®-Milch. Die musste ich einfach mitnehmen und probieren…

Als ich ein paar Tage später ein Glas davon trank, wäre ich am liebsten zurück nach Italien gefahren, um eine ganze Palette zu kaufen. Der Urgetreide-Drink hatte kurzerhand die Hafermilch vom Thron meiner liebsten Milchalternativen gestoßen. Schlussendlich gab es eine einfachere Lösung und die lautete wie so oft: Selber machen!

Ich zog also los, besorgte Bio-Kamut® und kam dabei ins Grübeln – woraus könnte man eigentlich noch Pflanzenmilch machen? Ein Blick in den Vorratsschrank brachte mich auf Buchweizen, Kürbis- und Sonnenblumenkerne sowie Haselnüsse. Ich weiß, letzteres gibt es als Nussmilch bereits vereinzelt im Handel. Allerdings hat mich der Geschmack bisher nie überzeugt.

Mehrere Gläser mit eingeweichten Nüssen, Kernen und Getreide
Die Zutaten wurden über Nacht in Wasser eingeweicht und sind bereit für die Zubereitung.

Grundrezept: Getreide-, Kern- und Nussmilch selber machen

Nun zum praktischen Teil. Die Zubereitung ist für alle Sorten gleich.

Zutaten

  • 150-200 g Kamut®/Buchweizen/Sonnenblumenkerne/Kürbiskerne/Haselnüsse (Mit 200 g wird das Ergebnis cremiger und geschmacksintensiver, das empfiehlt sich, wenn die „Milch“ pur getrunken wird.)
  • 1 l Wasser + mehr zum Einweichen
  • 2-3 Datteln oder anderes Süßungsmittel nach Wahl


Materialien

  • Standmixer
  • Messbecher
  • Sieb
  • Schüssel
  • Mulltuch, Nussmilchbeutel, Wäschenetz o.ä.


Zubereitung

  1. Basiszutat abwiegen, ggf. je nach gewünschter Menge anpassen.
  2. In eine Schüssel geben und über Nacht in Wasser einweichen.
  3. In ein Sieb abgießen, kurz abbrausen.
  4. Getreide, Nüsse oder Kerne zusammen mit frischem Wasser und Datteln in den Mixer geben.
  5. Auf höchster Stufe durchmixen.
  6. Durch ein Tuch seihen. Ich verwende hierfür einen der engmaschigen Beutel, die ich immer beim Einkaufen dabei habe, das klappt damit wunderbar.
  7. Sofort genießen oder in ein Gefäß abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren.

Für jeden Geschmack etwas dabei

Beim ersten Test war ich unglaublich gespannt auf das Ergebnis. Die Geschmacksnoten sind so unterschiedlich wie ihre Grundzutaten:

Kamut®-Milch schmeckt am neutralsten, so wie ich es auch in Erinnerung hatte. Ich finde, sie ist Kuhmilch am nächsten, auch optisch.

Die Kürbiskern-Milch ist durch ihre pistaziengrüne Farbe auf jeden Fall ein Hingucker. Der Geschmack ist schwierig zu beschreiben. Er ist weniger dezent, hat aber mit rohen Kürbiskernen nicht unbedingt viel gemeinsam. Wir sind hier zwar nicht bei der Weinprobe, aber vielleicht trifft es „vollmundig“ ganz gut. Sehr interessant und lecker.

Positiv überrascht hat mich die Sonnenblumenkern-Milch. Das Aroma ist feiner als ich erwartet hätte. Nachdem ich eine Weile lang die große Bandbreite an Brotaufstrichen auf Sonnenblumenkern-Basis durchprobiert habe, hatte ich irgendwann genug von dem immer gleichen geschmacklichen Unterton. Zum Glück schmeckt der selbst gemachte Pflanzendrink milder und nussiger, mehr nach Sonnenblumenkernen pur.

Mein Favorit ist aber ganz klar Haselnuss-Milch. Verfeinert mit einem Hauch Zimt könnte ich quasi darin baden, obwohl ich im Gegensatz dazu nie Fan der berühmten Haselnusscreme war. Entsprechend habe ich bereits fleißig reife Haselnüsse gesammelt – was für mich übrigens noch ein großer Pluspunkt im Vergleich zu Kokos- oder Mandelmilch ist. Haselnüsse wachsen wild am Strauch um die Ecke und müssen nicht von weither zu uns transportiert werden.

Buchweizen-Milch hat mich nicht ganz so überzeugt. Sie schmeckt logischerweise ziemlich „getreidig“, eigentlich sehr ähnlich wie gekochter Buchweizen. Als Getränk nicht mein Fall. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Ideen für Variationen

Wer Lust auf noch mehr Abwechslung und Aroma hat, kann bei Schritt 5 noch weitere Zutaten zugeben. Ein bisschen Vanille oder Zimt passt eigentlich immer, mit Kakao wird es schokoladig, mit einer Chai-Gewürzmischung orientalisch. Einen Milchshake mit Beeren, Banane oder anderem Obst mag ich ab und zu auch sehr gerne.

 

Kleine Bratlinge in einer weißen Schale vor grauem Hintergrund
Aus dem übrig gebliebenen Trester werden leckere Mini-Frikadellen.

Zero Waste: Trester weiterverwenden

Noch ist nicht Endstation für Nüsse, Kerne und Getreide. Der Trester, also die kleinen Stückchen, die beim Abseihen übrig geblieben sind, ist eindeutig zu gut für den Biomüll. Zum Beispiel im Müsli, Brotaufstrich oder Muffinteig findet er neue Verwendung. Mein persönlicher Tipp: Bratlinge! Darauf freue ich mich bei der Zubereitung fast noch mehr als auf die Milchalternativen… Nach Lust und Laune vermische ich den Trester mit Haferflocken, Kichererbsenmehl, Würzsaucen, Kräuter und Gewürzen, forme aus dem Teig kleine Frikadellen und brate sie in Öl von beiden Seiten kräftig an. So lecker kann Resteverwertung sein!

Kennen Sie noch weitere vegane Milchalternativen abseits von Soja & Co. oder haben Sie eine der oben beschriebenen Varianten schon einmal probiert? Ich freue mich auf Anregungen und Erfahrungsberichte in den Kommentaren.

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