Selbstfürsorge – Was bedeutet das?
In hektischen Zeiten vergessen wir, wie wichtig es ist, gut für uns selbst zu sorgen. Und das nicht nur finanziell, materiell oder körperlich. Wir laufen unseren Terminkalendern nach, erfüllen Aufgaben möglichst effizient. Und halten den Moment der Ruhe, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen, für ein unbezahlbares Luxusgut. Dabei wissen wir alle: Der Mensch lebt nicht von Brot allein. Das Grundbedürfnis nach Nahrung oder unser Verlangen nach Anerkennung sind zwar elementare Motivatoren, die uns zielführend durch den Alltag begleiten. Das Verhältnis zu uns selbst kann aber erschwert, vielleicht sogar geschädigt werden, wenn wir uns längerfristig und in Selbstvergessenheit ausschließlich dem Tempo unserer Umwelt anpassen. Im Volksmund sagt man dann, jemand hätte sich selbst „verloren“.
Eine einfache Frage und die ehrliche Antwort darauf sind der erste Schritt auf dem Weg zu einem fürsorglichen Umgang mit sich selbst: Wo habe ich mich in letzter Zeit besonders vernachlässigt? Denn Selbstfürsorge bedeutet schlichtweg, sich wieder an sich selbst zu erinnern und den Weg zu sich selbst wiederzufinden. Jeder kann dazu seine eigenen Strategien entwickeln. Hier sind einige Anregungen, wie Selbstfürsorge konkret aussehen kann.
Inhalt
Selbstfürsorge ist lecker – Kochen fürs Wohlbefinden
Egal ob es ein schnelles Gericht mit wenigen Zutaten sein soll oder eine längere Einlage in der Küche: Eine gute Mahlzeit, nach der man sich schon lange gesehnt hat, lässt die Geschmacksknospen wieder aufblühen und macht richtig glücklich. Nicht umsonst heißt es, Liebe gehe durch den Magen. Essen stärkt nämlich Beziehungen, schafft Vertrauen und ist in den meisten Kulturkreisen der Ausdruck von Gastfreundschaft schlechthin. Klar, nach einem langen Tag ist Kochen nicht immer die erste Option, an die man denken möchte. Nicht jeder will im wohlverdienten Feierabend noch Gemüse schnippeln oder den Teig zurechtkneten müssen. Dennoch ist die Ritualisierung von Mahlzeiten ein wichtiger Bestandteil der Selbstfürsorge, mit der uns ein Lieferservice einfach nicht dienen kann. Wir lernen uns beim Essenzubereiten ein Stückchen besser kennen und erfahren unsere Sinne jedes Mal aufs Neue. Wenn der Magen knurrt und es schnell gehen muss, ist es dennoch beruhigend zu wissen, dass unser Lieblingsvietnamese nur einen Anruf entfernt ist oder der Italiener um die Ecke uns mit seiner Pasta gute Laune machen kann.
Rezeptvorschläge aus dem Waschbär-Magazin:
Seelentrunken mit Tee und Co.
Viel Trinken soll viel bringen? In der knapp bemessenen Zeit, die wir tagtäglich zwischen Beruf, Familie und anderen Aufgaben haben, verschafft uns der Coffee-to-go oder ein quietschbunter Smoothie schnelle Abhilfe. Ein Gefühl der Behaglichkeit schenken sie uns aber selten. Schnell runtergekippt sind sie kleine Appetitzügler, die der Seele keine wirkliche Nahrung geben. Wer Selbstfürsorge praktizieren will, lernt sich am besten die Zeit für die Zubereitung und Wirkung eines schönen Getränks zu nehmen. Vorbilder sind dabei ganz hilfreich. Man schaue zum Beispiel nach Asien.
In vielen asiatischen Kulturkreisen sind Teezeremonien fester Bestandteil des Alltags. Sie sorgen für eine gesunde Portion Entschleunigung. In einer so hochtechnologisch aufgestellten Gesellschaft wie Japan gehören jahrhundertealte Überlieferungen bei der Teezubereitung ebenso dazu wie im bevölkerungsreichen China oder Indien. Obwohl es viele Gemeinsamkeiten gibt, hat jede Familie, jede Region eine eigene Rezeptur und Darreichungsform. Fast so, als würde sich erst mit der Zubereitung eines warmen Getränks die eigene Identität ausbilden. Das Beste an dieser Art der Selbstfürsorge: Kaum etwas erzielt eine so tolle Wirkung im Körper wie ein schönes Heißgetränk – sei es eine heiße Milch mit Honig, ein Kardamom-Nelken-Chai, der feurig-scharfe Ingwertee oder der leichte Grüntee vor einer Mahlzeit. Auch selbst erfundene Getränke können eine wunderbare Wohltat sein. Warme Füße und ein warmes Herz sind der beste Beweis.
Rezeptvorschläge aus dem Waschbär-Magazin:
Mal wieder Neues lernen tut gut
Der Mensch lernt sein Leben lang. In der frühen Kindheit und Jugend ist die Lernfähigkeit noch besonders ausgeprägt und wir kommen aus dem Staunen über die enormen Wissenssprünge in diesem Alter kaum raus. Aber auch in späteren Lebensphasen bleibt das Gehirn noch sehr aufnahmefähig, wenn es regelmäßig mit den richtigen Informationen gefüttert wird. Lernen muss nicht trocken sein und ist ebenfalls eine Form der Selbstfürsorge. Vorausgesetzt, das Wissen und die neuen Kenntnisse kommen der eigenen Persönlichkeitsentfaltung zugute. Denn dann macht Lernen tatsächlich Spaß und stärkt das Selbstvertrauen.
Wenn ich erkenne, dass ich mit den erworbenen Fähigkeiten sicherer im Umgang mit mir und anderen werde, kann ich mich immer sorgloser auf mich selbst verlassen. Ich werde unabhängiger und bewältige Schwierigkeiten da, wo ich es mir bisher nicht zugetraut hätte. Dabei macht es keinen Unterschied, ob ich nach der ersten Yoga-Stunde meines Lebens (oder beim Erlernen einer neuen, nicht ganz einfachen „Figur“) ein besseres Körpergefühl bekomme oder ob ich mich traue, mit noch unsicheren Sprachkenntnissen in einem fremden Land nach dem Weg zu fragen. Meine Fortschritte zeigen mir, dass der Einsatz nicht umsonst war, weil ich mich ständig weiterentwickle. Lernfreude öffnet Körper und Geist, Tür und Tor und ist deshalb vermutlich der intensivste Ausdruck von Selbstfürsorge.
Die guten alten Zeiten aufleben lassen
In Erinnerungen schwelgen, über die eigene Entwicklung nachdenken und zurückblicken auf die eigenen Fortschritte. Auch das ist Selbstfürsorge. Wenn wir die Fotoalben der letzten Jahre herauskramen oder unsere alten Tagebücher lesen, erleben wir unsere Geschichte noch einmal neu – und sehen gleichzeitig, wie sehr wir uns seit der Entstehung dieser Erinnerungsstücke verändert haben. Die schönen Erinnerungen geben uns inneren Halt und sorgen immer noch für ein Lächeln. Auf der anderen Seite überrascht es uns, wie gut wir die weniger guten Erfahrungen in unserem Leben bewältigt haben und wie unwichtig manche Dinge rückblickend geworden sind. Wir haben diese Situationen gemeistert! Bilder können Erinnerungen wieder lebendig werden lassen. Und manchmal sogar ganz anders, als man das vermutet hätte. In schwierigen Zeiten neigen wir nämlich dazu, den negativen Gedanken mehr Glauben zu schenken. Blicken wir jedoch zurück, entpuppen sich viele vermeintliche Probleme als Hürden, die deshalb Teil des Ganzen waren, damit wir an ihnen wachsen konnten.
Selbstfürsorge heißt sich in Dankbarkeit zu üben
Dankbarkeit und Selbstfürsorge sind unzertrennliche Weggefährten. Das eine ist ohne das andere nicht möglich. Selbstfürsorge bedeutet nämlich vor allem auch, nachsichtig mit sich selbst zu sein und Wertschätzung für sich zu entwickeln. Gerade auch dann, wenn man einen Fehler begangen hat. Der Großteil der Menschen hat Schwierigkeiten damit, Fehler als Teil eines erfolgreichen Lebensmodells zu sehen. Wir lernen früh, dass „falsche“ Wege möglichst vermieden werden müssen. Wir schämen uns für Fehlgriffe, verdrängen die eigenen Missetaten oder wälzen die Schuld auf andere ab. Ein weiser Philosoph soll mal gesagt haben, dass kluge Menschen aus den Fehlern anderer lernen, noch bevor sie diese selbst wiederholen. So einfach ist es aber nicht. Das Leben besteht oft aus großen und kleinen Fehlern, die gemacht werden müssen, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Wer sich in Dankbarkeit übt, lernt sich und andere auch in ihrer Fehlerhaftigkeit zu akzeptieren. Hilfreich kann ein Dankbarkeitstagebuch sein – weil rückblickend alles so viel mehr Sinn machen kann, wenn man sich vor Augen führt, wofür man dankbar sein kann.
Weitere Selbstfürsorge-Tipps:
- Music, Baby! – Alte Platten, CDs oder Mix-Tapes ausgraben und Erinnerungen wecken.
- Ab an die Sonne – Vitamin D tanken und die warmen Sonnenstrahlen genießen.
- Bewegung macht Laune – Sich auf den Kopf stellen, den Körper durchschütteln, wild tanzen, hüpfen, Glückshormone ausschütten.
- Meditation – Das kann buchstäblich alles sein: angefangen beim Malen oder Schreiben bis hin zu Gartenarbeit, Stricken, Nähen oder Badputzen!
- Badewannenzeit – Einen Kurzurlaub für die Seele buchen, mit oder ohne Kerzen und einem Glas Wein.
- Schlaf, Kindlein, Schlaf – Regenerationszeit pur, und zwar nicht nur, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt. Ebenfalls wichtig für die Verarbeitung von Erlebnissen und für die körperliche Fitness. Kuscheltiere willkommen!
- Sich zurückziehen und einfach mal nichts tun. – Es ist wunderschön, zur Muße zurückzufinden und Langeweile ertragen zu können, den eigenen Atem zu spüren oder sich die Zeit zu nehmen, seine Gefühle und Gedanken zu beobachten. Gut Ding will (Lange)Weile haben!
- Gespräche mit anderen führen oder Briefe schreiben – Hilfreich, um aus Erfahrungen anderer zu lernen und nachsichtiger mit sich selbst zu sein. Durch andere Menschen können wir uns wieder erden und „Fehler“ als wichtige Lernerfahrungen im Leben erkennen.
- Podcasts oder Radiosendungen hören – Geschichten hören, die unseren Horizont erweitern, denn Erfahrungsberichte schenken uns Zuversicht und Mut bei den eigenen Vorhaben. Im Waschbär-Magazin finden Sie einen Beitrag mit Vorschlägen für nachhaltige Podcasts.
- Lesen ist, wie ein zweites Leben zu leben – Inspiration ist überall – in gedruckter und nichtgedruckter Form!