Tipps für ein glückliches Hundeleben
Viele Menschen können sich ein Leben ohne einen Hund an ihrer Seite nicht vorstellen. Hunde schenken bedingungslose Liebe, Treue und Loyalität, zeigen Teamgeist und grenzenloses Vertrauen. Das genießen Hundehalter täglich und möchten, dass es so bleibt. Sie sind verantwortlich für das Wohlergehen ihres treuen Begleiters und stehen immer wieder vor der Frage: Was kann ich tun, damit mein Hund glücklich ist?
Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht, denn allein in Deutschland leben rund sechs Millionen Hunde unterschiedlicher Rassen, die natürlich ganz individuelle Ansprüche haben. Trotz aller Unterschiede gibt es ein paar Regeln oder auch „Glücksfaktoren“, die in keinem Hundeleben fehlen sollten: Bewegung, Gesundheit, soziale Interaktion mit Menschen, geistiges Training, Stressreduzierung und Ruhe.
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Glücksfaktor 1: Bewegung – Zwei Stunden Auslauf täglich macht Hunde froh
Die meisten Hundebesitzer wissen, dass ihr Hund täglich Auslauf braucht. Doch wie viel ihr Vierbeiner wirklich benötigt, ist längst nicht allen klar. Der Körperbau der Hunderasse ist zwar ein Anhaltspunkt, aber trotzdem kein Maßstab für Bedürfnisse. „Hoffentlich kommt niemand auf die Idee, eine Englische Bulldogge vor einen Hundeschlitten zu spannen oder einen Jack-Russel Terrier dreimal am Tag nur zehn Minuten angeleint um den Block zu schleifen“, sagt Hund-Trainerin Burga Torges, die vor mehr als 15 Jahren eine Hundschule in der Nähe von Düsseldorf gegründet hat. „Irrtümlicher Weise denken Hundehalter oft, dass kleine Hunde aufgrund ihrer geringen Körpergröße weniger Auslauf benötigen als die großen. Gäbe es ein kleines Wettrennen zwischen Neufundländer und Pudel, würde das Sportabzeichen mit Sicherheit dem mit den kürzeren Beinen verliehen!“
Unabhängig von der Größe brauchen alle gesunden ausgewachsenen Hunde mindestens zwei volle Stunden Auslauf am Tag, so die Faustregel. Dabei handelt es sich um das Mindestmaß an Auslauf, der größtenteils aus artgerechtem und abwechslungsreichem Freilauf bestehen sollte. Für einen entspannten Freilauf sollten jedoch ein paar Punkte beachtet werden. So ist es nicht überall erlaubt, seinen Hund ohne Leine laufen zu lassen. Außerdem muss der Hund unbedingt gehorchen und darf keine Spaziergänger, Jogger oder spielende Kinder belästigen. Dann steht dem Laufspaß nichts im Wege.
Und wenn das Wetter nicht mitspielt? Auch für Schmuddelwetter gibt es Tipps, wie Ihren Hund artgerecht beschäftigen können.
Glücksfaktor 2: Schnüffeln – Tiernachrichten „lesen“ ist wichtig
Ausgelassene Erkundungen querfeldein sind häufig nicht vor der eigenen Haustür möglich. Dabei bedeuten sie den Tieren viel. Der Hund braucht täglich eine Umgebung, in der es Begegnungen mit Artgenossen gibt und Duftnoten verraten, wer schon vorher durch dieses Revier gezogen ist. „Für Hunde ist es sehr wichtig mit der Nase unterschiedliche Hundenachrichten einzufangen oder die Gegend zu erschnüffeln. Das ist eine der natürlichsten Beschäftigungen, der ein Hund nachgehen kann“, erklärt Tierpsychologe Thomas Riepe. „Hunde, die ständig an der Leine mitgezogen werden und sich der geliebten Schnüffelei nicht hingeben dürfen, bauen schnell Frustration auf.“ Um Frust zu vermeiden, empfiehlt der Experte, Hunde auch mal frei entscheiden zu lassen, was sie tun und lassen möchten. Dazu brauchen sie eine entsprechende Gegend, in der sie ihre Umwelt ohne ständige Rufe entdecken dürfen. Idealweise bekommen Hunde dazu morgens eine halbe Stunde Zeit, eine Stunde mittags und eine halbe Stunde abends. Mehr darf es natürlich immer sein.
Glücksfaktor 3: Schmusen – Das sorgt für Glückshormone
Hunde werden in den meisten Haushalten als Familienmitglieder gesehen und entsprechend gekuschelt. Die Tiere mögen den liebevollen Körperkontakt mit den anderen Mitgliedern ihres „Rudels“. Ausgedehntes Schmusen und Streicheln sind einfache soziale Interaktion und gleichzeitig die Voraussetzung für die körpereigene Produktion von Glückshormonen, die Stress entgegenwirken. „Die Mehrheit aller Hunde genießt die körperliche Nähe zu uns Menschen“, beschreibt Burga Torges ihre vielfältigen Erfahrungen. „Durch Blickkontakt, Kontaktliegen oder auch abschleckende „Fellpflege“ drücken sie auf ganz besondere Art und Weise ihre Zuneigung aus.“
Glücksfaktor 4: Denksport – Agility und Gripsgymnastik
Hunde sind neugierig und brauchen regelmäßiges geistiges Training, sonst fühlen sie sich schnell unterfordert. Abhängig von der Rasse und dem Bedürfnis des Hundes können sich Besitzer für ein ausgeprägtes Sportprogramm oder für einfache Beschäftigungsspiele entscheiden. Agility und Turnier-Hundesport haben sich zu Trends entwickelt, da sie Körper und Kopf des Hundes fordern und fördern. Verhaltenstrainerin Burga Torges bietet regelmäßig Workshops dazu an. Sie ist überzeugt von der positiven Wirkung auf Hunde: „Agility ist mehr als eine Sportart für die Pfeilschnellen, Kleinen und Wendigen, denn diese sinnvolle Beschäftigung kann mehr: Ängstliche Hund lernen gemeinsam mit ihrem Menschen, Herausforderungen zu meistern, und werden durch den Erfolg sicherer. Hektiker und Beutejäger werden im Kopf ausgelastet. Wer ein Problem mit Artgenossen hat, lernt sich innerhalb einer Gruppe auf die Zusammenarbeit mit seinem Menschen zu konzentrieren. Zudem schärft Agility das Bewusstsein für die Kommunikation mit seinem Hund.“
Für die weniger Leistungsstarken gibt es inzwischen die gelenkschonende Alternative „Slow-Agility“. Dieser Ansatz eignet sich für Junghunde unter einem Jahr, Hunde mit Erkrankungen des Bewegungsapparates und ältere Hunde.
Glücksfaktor 5: Ruhe – Bis zu 20 Stunden pro Tag
Doch nicht nur zu wenig Bewegung und Auslastung trüben das Hundeglück. Auch zu viel Programm steht dem entgegen. In seinem Ratgeber „Einfach Hund sein dürfen!“ schildert Thomas Riepe eindrücklich die Folgen einer Missachtung des Ruhebedürfnisses von Haushunden. „Ein Hund braucht rund 20 Stunden Ruhe pro Tag, wobei berücksichtigt werden muss, ob es sich um einen schlafbedürftigen jungen Welpen oder einen Seniorenhund handelt, der mehr Schlaf braucht als ein ausgewachsener kräftiger Jagdhund. Dieses Ruhebedürfnis ist genetisch fixiert und es führt häufig zu Problemen, wenn es nicht befriedigt werden kann.“
Wenn wir nachrechnen, wie viele Stunden unsere Hunde täglich für sich haben, dann stellen wir fest, dass viele Hunde nicht einmal 16 bis 17 Stunden Ruhezeit haben. Hält dieses Ungleichgewicht an, ist Stress vorprogrammiert. Was das angeht, sind Hunde wie Menschen: Sie möchten Zeiten, in denen sie einfach tun und lassen können, was sie wollen. Zum Beispiel dösen.
Glückskiller: Stress ist pures Gift für Ihren Hund
Stress tut dem Hund wie auch dem Menschen gar nicht gut. Und ebenso wie bei Frauchen und Herrchen kann der Stress ganz verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel übersteigerten Ehrgeiz. Wie bei jeder Sportart gibt es auch Hundehalter, die zu viel von ihren Hunden verlangen – oft ohne es zu merken. Deshalb warnen Experten ausdrücklich vor einer Überforderung und empfehlen, diesen Stress zu reduzieren. „Stress ist pures Gift für das Hundeglück und muss in Grenzen gehalten werden“, warnt Tierpsychologe Thomas Riepe, der seine langjährigen Erfahrungen in zahlreichen Veröffentlichungen und Bücher weitergibt.
Oft hilft es schon, den eigenen Hund genau zu beobachten. Wann wechselt seine entspannte Stimmung in eine angespannte. In welchen Situationen versteifen sich die Muskeln? „Ortsveränderungen, verschiedene Ängste, lauter Streit oder schreiende und spielende Kinder können mögliche Stressursachen sein. Nicht jede Angst lässt sich jedoch abtrainieren. Ähnlich wie bei uns Menschen, fürchten sich auch Hunde vor etwas. Mit der einen oder anderen kleineren Angst kann man aber vielleicht gut leben und muss nicht dauernd daran herumdoktern…“