Waschbär-Umweltbericht: Aktionen und Maßnahmen bei Waschbär
Um eines bittet Stefanie Münch gleich am Anfang des Interviews: „Lass uns von Wertstoff-Trennung sprechen – nicht von Müll-Trennung.“ Denn es geht um wertvolle Rohstoffe. Nicht etwa Müll: Der wird weggeworfen, verbrannt, verrottet vielleicht irgendwann – ist also unnütz. Aber hier geht es um Materialien, die wertvolle Rohstoffe sind und dadurch brauchbar: Papier, Pappe, Kork, Metall, sortenreine Kunststoffe – und alles Pflanzliche.
Wie man diese Wertstoffe sinnvoll nutzt und – soweit möglich – wieder sinnvoll in einen Kreislauf führen kann: Stefanie Münch begeisterte sich dafür schon lange bevor sie zu Waschbär kam. In der Firma fing sie 1990 im Einkauf an, heute ist sie Produkt-Scout. Außerdem führt die gelernte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und Umweltberaterin Waschbär-Kolleginnen und -Kollegen in die Geheimnisse der Wertstoff-Trennung ein.
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Wertstoff-Trennung selbst sehen und begreifen
„Ich mache keine klassischen Schulungen mit Powerpoint-Präsentation und teile auch keine Zettel aus. Mir ist Sehen und Begreifen ganz wichtig“, sagt Stefanie Münch. Deshalb führt sie alle neuen Mitarbeitenden bei einem Rundgang durchs Unternehmen an jene Orte, an denen Wertstoffe gesammelt werden. Zum Beispiel an die große Kartonagepresse im Keller. Erste Erkenntnis: Papier und Pappe werden bei Waschbär getrennt gesammelt. Denn beides kann sortenrein viel effektiver recycelt werden. Verpackungs-Folien werden nach Farben getrennt und viele weitere Kunststoffe separiert. Neben Glas gibt es Container für Metalle, Elektroschrott und Holz. „Wer will, darf sich ausrangierte Holzpaletten holen und damit schicke Paletten-Möbel für den Balkon bauen“, so Münch.
Es gibt nichts, was man nicht irgendwie gebrauchen kann. Das hat Stefanie Münch schon von ihren Eltern gelernt. Dieses Bewusstsein an andere weiterzugeben, dafür brennt sie – auch in ihrem Job. „Ich habe als Produkt-Scout so viel Einfluss auf Nachhaltigkeit“, freut sie sich. Das fängt bei der Zusammensetzung der Produkte an über deren Haltbarkeit bis hin zur Verpackung. Wieviel ein Unternehmen wie Waschbär dadurch jährlich an Müll vermeidet oder an Rohstoffen spart? Stefanie München lacht. „Ich bin eher fürs Praktische: Mir ist wichtiger, dass etwas getan wird, als dass ich es quantifizieren möchte.“
Jährlicher Umweltbericht von Waschbär
Für die Zahlen im Bereich Nachhaltigkeit ist bei Waschbär vor allem Monika Rothböck zuständig. Seit 2015 erfasst sie aus allen Abteilungen Informationen zu umweltrelevanten Aspekten und schreibt sie im jährlichen Umweltbericht zusammen. Waschbär ist seit 2018 zertifiziert nach ISO 14001, das heißt unabhängige Auditoren prüfen jährlich im Betrieb relevante Faktoren zum Umweltmanagement; dazu gehören auch Interviews mit Mitarbeitenden. Der neueste Umweltbericht ist gerade in Arbeit. Der Trend zeigt: Es hat sich erneut was verbessert. „Seitdem wir die Zahlen dokumentieren, ist bei allen Mitarbeitenden nochmals die Sensibilität gewachsen“, sagt Monika Rothböck.
„Die beiden größten Hebel, mit denen wir unsere CO2-Bilanz verbessern können, sind der Energieverbrauch für Heizung und Strom sowie die gefahrenen Kilometer“, so Monika Rothböck. Was Lampen und Stromfresser wie Desktop-Computer anbelangt, hat Waschbär seit 2017 kontinuierlich umgestellt: Wo möglich und sinnvoll ersetzen stromsparende LED alte Leuchtmittel und Laptops mit geringem Stromverbrauch die Mehrheit der Desktop-Rechner.
Ein weiterer großer Faktor ist das Thema Mobilität. Knapp zwei Millionen gefahrene Kilometer bringen die rund 400 Waschbär-Mitarbeiter pro Jahr für ihren Arbeitsweg oder Dienstreisen zusammen; 2020 waren es coronabedingt nur 1,3 Millionen. Je mehr davon sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn oder per Fahrrad zurücklegen, desto besser für die Umwelt. Auch mit dem Verbot von Inlandsflügen können die Auswirkungen von Geschäftsreisen verringert werden.
Umweltbericht erfasst rund 60.000 Kilometer mit dem Fahrrad
Der Umweltbericht erfasst auch, wieviele Kilometer die Gruppe der Mitarbeitenden jährlich strampelt, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt und so an CO2 spart. Rund 60.000 Kilometer waren es 2020. Damit es noch mehr werden, gibt es zusätzliche Anreize: Die Zentrale von Waschbär liegt in einem Industriegebiet im Norden Freiburgs und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wirklich gut angebunden. Fünf Waschbär-Mitarbeiterinnen regten deshalb bei der Geschäftsführung an, sich an der Freiburger Initiative der „Industrieradler“ zu beteiligen. Für jeden Mitarbeitenden am Unternehmensstandort im Industriegebiet Nord zahlt das Unternehmen pro Jahr einen Euro an die Initiative; davon werden unter allen Teilnehmenden pro Monat 50 Euro verlost – als Ansporn, weiter zu radeln.
Auch der Umweltbericht motiviert die Mitarbeitenden zu Initiativen wie dieser – und darauf ist Monika Rothböck ein bisschen stolz: „Mittlerweile ist bekannt, dass wir ein Umweltmanagement haben. Das mag so einige inspirieren und es werden zahlreiche Aktionen umgesetzt, die vom Umweltmanagement dokumentiert werden.“ Beispiele dafür gibt es viele: Ressourcen sparen wo immer möglich; gemeinsame Clean-Ups rund um das Gelände, um achtlos weggeworfenen Müll einzusammeln; der Bau von Nistkästen auf dem Firmengelände. Als nächstes ist geplant, Teile der Außenbereiche rund um die Lagerhallen und Firmengebäude in Wildblumenwiesen zu verwandeln und naturnah zu gestalten, um einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten.
Positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur
Nun hat ja die Belegschaft von Waschbär schon von Berufswegen ein gesteigertes Bewusstsein für Umwelt- und soziale Standards. Selbst kleine Initiativen wie der Geschenkewagen ziehen dann doch schnell weitere Kreise. „Was noch gut ist, verschenken wir“, so Stefanie Münch. Dafür gibt es bei Waschbär einen Wagen, auf dem nicht mehr verkaufsfähige Waren aus Rücksendungen landen. Wer etwas gebrauchen kann, bedient sich: „Wenn in einem Pullover ein Löchle ist, stopft sich das von den Kolleginnen gerne jemand“, erzählt Münch. Was zunächst als Möglichkeit gedacht war, um nicht mehr verkaufsfähigen Retouren einen Sinn zu geben, hat auch Schule im privaten Bereich gemacht. Nun bringen Mitarbeitende von zu Hause mit, was sie selbst nicht mehr brauchen und verschenken möchten. Das gilt auch für Obst und Gemüse, das zu viel gekauft wurde oder aus dem heimischen Garten stammt: dafür steht jetzt in der Küche eine Verschenkeschale.
Für soziale Zwecke: Die Deckel der Liebe
„Fast hätte ich unsere Sammelgläser vergessen“, lacht Stefanie Münch. „Wir sammeln Kronkorken. Der Wertstoff kommt ins industrielle Recycling und der Ertrag geht an eine Initiative für Darmkrebsvorsorge.“ Auch für Naturkorken von Wein- und Sektflaschen gibt es einen Sammelbehälter. Und dann zieht Stefanie Münch einen leeren, flach gepressten Tetra Pak hervor und schraubt den Plastikdeckel ab. „Dieser Schraubverschluss ist sortenreines Polyethylen bzw. Polypropylen – die nimmt Sylvie Riss, eine Kollegin aus dem Elsass, säckeweise mit nach Frankreich. Dort gibt es landesweit die Aktion ‚Les Bouchons d’amour‘ – auf Deutsch ‚Deckel der Liebe‘. Der Erlös aus dem Recycling der Deckel geht an soziale Einrichtungen.“
Waschbär-Tipps für Wertstoff-Recycling
Verpackungen vermeiden
Eine Ressource, die nicht verbraucht wird, ist nachhaltiger als jedes Recycling. Deshalb gilt es, Produkte so lange wie möglich zu verwenden und bestmöglich Verpackungen zu vermeiden.
Volumen verkleinern
Wertstoffe müssen für ihr Recycling meist transportiert werden – und dafür ist Energie notwendig. Je weniger also die Fahrzeuge der Entsorgungsunternehmen oder wir selbst unterwegs sein müssen, desto besser für die Umwelt. Wer Verpackungen wie Tetra Paks möglichst flach faltet, spart Volumen.
Auf Sortenreinheit achten
Pappe ist nicht gleich Papier – wenn möglich sollten sie sortenrein recycelt werden (z.B. auf Wertstoffhöfen im jeweiligen Container). Auch Glas muss nach Farben getrennt werden. Gerade bei Weißglas sorgen minimale Verunreinigungen mit farbigem Glas für schlechte Recyclingquoten. Übrigens: Was getrennt gesammelt wird, kommt beim LKW, der das Glas abholt, wirklich in getrennte Boxen – auch im Recyclingbetrieb.
Kunststoffe besser vermeiden
Auch Kunststoffe sollten eigentlich nach ihrer Zusammensetzung getrennt werden. Doch sind die bei uns hauptsächlich verwendeten sechs Kunststoffarten – allen voran Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) – für Laien schwer zu unterscheiden; sie werden deshalb vor allem in gewerblichen Betrieben getrennt gesammelt. Der in Privathaushalten im gelben Sack gesammelte Kunststoff-Mix lässt sich allenfalls zu minderwertigem Material verarbeiten (Downcycling) und wird leider oft in Heizkraftwerken verbrannt. Das ist dann zwar immerhin noch eine thermische Verwertung und besser als die Deponie, dennoch gilt: Kunststoffverpackungen wo immer möglich vermeiden – zum Beispiel durch selbst mitgebrachte Gefäße beim Einkauf und beim Pausenbrot.
Kompost zu Hause sammeln
Sogenannte Küchenabfälle sind eben kein Müll, sondern wunderbar organisches Material, das nicht „entsorgt“ werden muss, sondern der Natur zurückgegeben werden kann. Wer keinen eigenen Garten hat, sollte die Komposttonnen der kommunalen Entsorger nutzen. Das spart Energie in den Müllerverbrennungsanlagen, weil die Reststoffe bei der Verbrennung weniger feucht sind; aus dem Kompost entsteht wertvolle Pflanzenerde. Wer einen Garten hat, sollte Pflanzenreste jedoch lieber gleich selbst kompostieren – das spart den Transportweg und damit Energie.
Kork als Dämmstoff
Der natürliche Rohstoff Kork versursacht bei der Produktion nur einen Bruchteil des CO2-Ausstoßes von Aluminiumverschlüssen (26 Mal höher) oder Kunststoff-Verschlüssen (10 Mal höher). Ist die Flasche leer, kann Kork zu Granulat geschreddert und damit zu ökologischem Dämmmaterial im Hausbau werden. Deshalb lohnt es sich, Weinkorken zu Hause zu sammeln und bei entsprechenden Stellen abgeben. Viele Wertstoffhöfen nehmen sie an, häufig auch der Naturkostfachhandel.