Weichspüler – Braucht man sie wirklich?
Weichspüler kamen in den 60er-Jahren auf den deutschen Markt. Grund war, dass die Seife in Waschmitteln durch moderne Tenside ersetzt wurden. Durch die Seifenrückstände auf der Wäsche fühlte sich diese jedoch nach dem Waschgang weicher an. Moderne Tenside hinterlassen nun keine Rückstände mehr, sodass die Wäsche nach dem Trocknen rauer wirkt. Um den Menschen wieder das Gefühl weicher Wäsche zu geben, waren Weichspüler die Antwort der Waschmittelindustrie. In den 70er-Jahren begannen die Hersteller von Weichspülern, Hausfrauen ein schlechtes Gewissen zu machen. So beschwerten sich in der Werbung der Ehemann und die Kinder, dass die Wäsche nach dem Waschen rau und kratzig sei. Nach dem Einsatz von Weichspüler war sie jedoch wieder flauschig und kuschelig und die Mutter erhielt für ihre Waschleistung ein Lob.
Auch heute noch werben die Hersteller mit dem Versprechen, dass die Wäsche weicher wird und zudem gut nach Blumenwiese oder Meeresluft duftet. Edle Parfümstoffe sollen daneben dem Verbraucher klar signalisieren: Mit Weichspülern gönnt man sich etwas Gutes! Aber ist dem wirklich so?
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Wie funktionieren Weichspüler?
Gerade Baumwollstoffe leiden nach dem Waschgang oft unter der sogenannten „Trockenstarre“. Die Fasern des Stoffes verknüpfen und „verheddern“ sich und kommen nicht mehr in ihren Ausgangszustand zurück. Die kationischen Tenside des Weichspülers legen sich um die Fasern und verhindern, dass diese sich aneinander anlagern oder sich miteinander verzahnen und verhaken. Die Textilien fühlen sich dadurch geschmeidig an.
Welche Vorteile haben Weichspüler?
Bei hartem Wasser können auch Kalkablagerungen Grund für steife Wäsche sein. Auch hier sollen Weichspüler Schutz bieten. Außerdem ist mit Weichspüler behandelte Kleidung leichter zu bügeln, weil die Fasern bereits vorgeglättet wurden. Laut Herstellern von Weichspülern soll dies sogar Energie sparen. Zudem kommt die Wäsche gut riechend aus der Maschine, weil die Produkte Duftstoffe aufdie Kleidung übertragen. Bei Textilien aus synthetischen Fasern verringert sich durch den Gebrauch von Weichspüler die elektrostatische Aufladung der Kleidung. Vor allem Menschen mit Ekzemen auf der Haut (z.B. Neurodermitis) können Reizungen durch mit Weichspüler behandelte Wäsche verhindern. Hier sei jedoch darauf hingewiesen, dass Duftstoffe Reizungen auch erst hervorrufen können.
Viele Inhaltsstoffe von Weichspülern sind nicht gut biologisch abbaubar
Weichspüler haben jedoch auch zahlreiche Nachteile. So sind viele Inhaltsstoffe nicht gut biologisch abbaubar. Vor allem bis in die 90er-Jahre standen Weichspüler daher stark in der Kritik. Manch ein Hersteller warb in der Folge daher explizit mit der Umweltverträglichkeit seiner Produkte. Dennoch sind in Weichspülern auch heute noch Stoffe enthalten, die die Natur belasten. Antibakterielle Zusätze, die in vielen Produkten enthalten sind, töten beispielsweise Kleinstlebewesen in Seen und Flüssen ab. Auch die kationischen Tenside sind gegenüber Mikroorganismen aggressiv. Laut den Verbraucherschutzzentralen sind Konservierungs- und Duftstoffe oft Allergene und können Reizungen auf der Haut auslösen. Auch das Umweltbundesamt rät Verbrauchern aufgrund der Vielzahl von in die Umwelt gelangenden Chemikalien, auf Weichspüler zu verzichten.
Mit Weichspüler behandelte Wäsche nimmt weniger Wasser auf
Übrigens können mit Weichspüler gewaschene Spül- oder Handtücher weniger Wasser aufnehmen. Dies liegt ebenfalls an den kationischen Tensiden. Diese chemischen Verbindungen haben einen wasserabweisenden Teil, der dafür sorgt, dass weniger Feuchtigkeit beispielsweise beim Abtrocknen nach dem Duschen oder von gespültem Geschirr durch die Fasern der Tücher aufgenommen werden kann.
Die Stiftung Warentest hat bei ihren Untersuchungen darüber hinaus festgestellt, dass viele Farben und Fasern durch den Einsatz von Weichspüler verblassen und geschädigt werden. Zu guter Letzt können Rückstände von Weichspüler in der Waschmaschine einen Biofilm erzeugen, in dem dann Pilze und Keime Nährstoffe finden.
Weichspüler sind in der Regel nicht vegan
Was viele nicht wissen: Die Tenside der meisten Weichspüler werden aus Nebenprodukten der Fleischherstellung gewonnen. Dies ist auch der Grund, warum die Produkte in der Regel nicht vegetarisch oder vegan sind. Der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW) verweist darauf, dass durch den Einsatz tierischer Fette Ressourcen geschont werden, weil diese ohnehin anfallen und die Alternative die Nutzung von Erd- oder Pflanzenöl wäre.
Ist Essig wirklich eine Alternative?
Um all diese negativen Auswirkungen zu vermeiden, greifen viele Menschen zu Essig als Alternative zum klassischen Weichspüler. Vermischt mit Wasser, Zitronensäure und – für den Duft – ätherischen Ölen soll die Säure das Wasser enthärten und die Wäsche so vor Kalkablagerungen schützen. Ein eventuell auftretender Essig-Geruch soll durch das Trocknen und Lüften der Kleidung schnell verfliegen.
Das Umweltbundesamt hält Essig jedoch nicht für einen adäquaten Ersatz, weil die Trockenstarre eben nicht nur auf Kalkablagerungen basiert. Essig kann nicht verhindern, dass sich Fasern ineinander verhaken. Die Hersteller von Waschmaschinen raten im Übrigen durchweg von Essig ab, da die Säure in der Maschine Gummidichtungen angreift und auch das Metall korrodiert.
Wer unbedingt dennoch langanhaltende duftende Wäsche haben möchte, findet im Öko-Bereich Hersteller auf dem Markt, die Weichspüler nach diesem Säureprinzip anbieten.
Gutes Lüften als Alternative zum Weichspüler
Weil Luftbewegungen den gleichen Effekt auf die Wäsche haben, wie Weichspüler, wird empfohlen die Wäsche vor dem Aufhängen kräftig auszuschlagen und nach dem Abhängen durchzukneten, also zwischen den Händen zu reiben, bevor sie gefaltet in den Schrank wandert. Am besten trocknet sie draußen an der frischen Luft. Durch den Wind werden die Fasern in ihre Ausgangsposition gebracht. Das funktioniert auch bei kaltem Wetter, sodass man auf den Einsatz des Wäschetrockners, der den gleichen Effekt erzeugt, auch im Winter prinzipiell verzichten kann. Mit einem Luftzug durch den Raum, in dem die Wäsche trocknet, kann man diesen Effekt auch im Haus erzeugen.
Schon beim Waschen kann man etwas für weiche Wäsche tun
Weil auch Rückstände des Waschmittels die Wäsche verhärten können, sollte man darauf achten, die richtige Dosierung zu wählen und die Waschmaschine nicht zu überfüllen. Die Kleidung braucht beim Waschvorgang etwas Platz, um sich bewegen zu können, damit zum einen das Waschmittel vollständig ausgespült werden kann und die Wäsche nicht „platt“ aus der Maschine kommt. Die Bewegungsfreiheit in der Maschine danken auch die Fasern der Textilien, die sich dann weniger (stark) aneinanderlagern.
Welche Wäsche sollte auf keinen Fall mit Weichspüler behandelt werden?
Funktionsbekleidung wie die Sporthose oder Trainingsjacke sollte man nicht mit Weichspüler waschen. Diese sind so verarbeitet, dass sie Schweiß gut vom Körper weg transportieren und auch Wärmeregulierend sind. Membranen werden durch den Weichspüler jedoch verklebt und die Funktionskleidung kann ihre positiven Eigenschaften nach dem Waschen nicht mehr ausspielen.